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Beiwagen 1306


Bild nicht anzeigbar Am 18. August 2006 ist V2B 1306 bis auf die fehlende Fahrzeugnummer in einem optisch ansprechenden Zustand zu sehen. Man beachte auch das verwirrende Geflecht der Schienen vor der Fahrzeughalle, erstaunlich, dass die Tramwagen sich dort problemlos zurechtfinden. Foto: © H. Ebeling.
Technische Daten
Wagennummer3522 / 3506 / 1206 / 1306 / 1905
TypV2B
HerstellerWaggonfabrik Falkenried, Hamburg
Baujahr/Fabriknummer1928 / ?
Früherer EinsatzortHamburg
Länge 11940 mm
Breite 2150 mm
Radstand4600 / 1600 mm
Spurweite1435 mm
Masse13400 kg
Bremseelektromagnetische Scheibenbremsen / Klotzhandbremse / Schienenbremse
KupplungBolzenkupplung Typ Hamburg
Beleuchtungel. Glühlampen ein Kreis 600V
HeizungFrischstrom
Sitz- / Stehplätze30 / 63
Fahrzeuggeschichte
nachdem zuvor eine große Anzahl Zweiachser weitgehend nach einem bereits 1919 entstandenen Entwurf beschafft wurden, der sich stark an älteren Wagen orientierte, griff die HHA 1927 erneut auf Planungen aus 1919 zurück. Damals wurden Vierachser projektiert, die sich noch deutlich an den bereits 1897 entstandenen 50 Vierachsern orientierten, denen dann aber keine mehr folgten. Dass im Eisenbahn-Waggonbau bereits 1924 die völlige Abkehr von hölzernen Wagenkästen vollzogen worden war und andere Straßenbahnbetriebe auch bereits auf Stahlwagen setzten, ignorierte man.

So baute Falkenried 1927/28 je 30 vierachsige Trieb- und Beiwagen in herkömmlicher Bauart. Der weiterhin hölzerne Wagenkasten mit Oberlichtdach erhielt lediglich eine genietete eiserne Bodenwanne. Trieb- und Beiwagen wurden fahrzeugseitig völlig identisch ausgeführt, so dass die Option bestand, Beiwagen durch Einbau der elektrischen Anlage in Triebwagen umzubauen.

Die Einstiege konnten linksseitig mit leichten Umsetztüren aus Aluminium unten und verglasten Falttüren darüber verschlossen werden, waren rechtsseitig aber ohne Türen während der Fahrt immer offen. Mit jeweils einem Pendelschaffner pro Wagen ließ sich ein Mann Personal gegenüber einem herkömmlichen Dreiwagen-Zug gleicher Beförderungskapazität einsparen.

Unser Wagen wurde als 3522 im Sommer 1928 in Dienst gestellt. Eingesetzt war er zunächst in der Regel hinter V2-Triebwagen auf der Linie 18, dem Alsterring. Schon 1935 erwog man eine Modernisierung von Triebwagen. Musterwagen wurde der verlängerte und zum V2U umgebaute Triebwagen 3010. Weitere Triebwagen nach diesem Muster entstanden jedoch aus 10 V2B Beiwagen, die eine moderne elektrische Ausrüstung bekamen. Mit diesen V2U wurde bis zum Kriegsausbruch umfangreich experimentiert. Die entstandenen Nummernlücken bei den Beiwagen wurden mit den höheren Wagennummern aufgefüllt, unser Wagen wurde so zum 3506.

1939-1943 erhielten die Beiwagen die neue Farbgebung in rot/créme und dabei die Nummern 1201-1220. 3 Beiwagen fielen 1943 dem Bombenkrieg zum Opfer. Diese gehörten zu den 4 für die Verwendung mit V5-Triebwagen hergerichteten Wagen. 1219 behielt diese Einrichtung, da seit 1943 zu den 11 verbliebenen V5 nur noch 10 Beiwagen V5B vorhanden waren. Nach dem Krieg wurden die Beiwagen auch hinter Zweiachstriebwagen eingesetzt, wenn dadurch auf einen zweiten Beiwagen verzichtet werden konnte, fuhren aber auch hinter V2U und V3. Auch die umgekehrte Version von Sparzügen kam vor, indem man Vierachser mit Zweiachsern behängte. Damit wurden reine V2-Züge selten. 1947 gab es die neue Nummerngruppe 1301-1317, unser Wagen hieß nun 1306.

1956/57 wurden die Beiwagen im Rahmen einer Grundüberholung leicht modernisiert. Sie erhielten Schienenbremsen, Bremslicht, neue Rücklichter, elektrische Schaffner-Signaleinrichtung und die Beleuchtung wurde auf die auch in den V6/V7 vorhandenen Glühlampen umgebaut und um eine Notbeleuchtung ergänzt. Hierzu wurden AEG-Kuppeldosen eingebaut. Um auch weiter mit Zweiachsern und noch nicht modernisierten Triebwagen fahren zu können, blieben sie Zweirichtungswagen und behielten Signalglocken und Klingelleinen. Zusätzlich wurde ein Akku-Schlusslicht über dem Bremslicht eingebaut. Und natürlich gab es neue Wagennummern: Nachdem einer der Wagen 1300-1305 offenbar ausgeschieden war, wurde unser Wagen nun zum 1905 in der Gruppe 1900-1916.

Unerwarteten Zuwachs gab es 1958. Als man dringend neue Motoren für die 4 verbliebenen V2P Zweirichtungswagen brauchte, entnahm man diese 4 noch nicht modernisierten V2U-Triebwagen und baute letztere in Beiwagen zurück, wobei sogar ihre alten kurzen Plattformen rekonstruiert wurden. Diese als 1950-53 eingenummerten Wagen waren nur an dem verbliebenen, niedrigen Dachaufsatz mit Blech-Lüftungsschlitzen anstatt des Laternendaches mit verglasten Luftklappen von den anderen V2B zu unterscheiden.

Nach dem Ende der Zweiachser 1965 schieden nun bis Anfang 1969 alle Vorkriegs-Vierachser aus. Wagen 1905 war bis 1968 im Einsatz und wurde dann vom VVM übernommen. Die wenigen äußerlich kaum auffallenden Umbauten veranlassten dazu, ihn noch auf HHA-Gelände im 1930er Jahre Aussehen als 3522 herzurichten. In diesem Zustand konnten sogar noch wenige Sonderfahrten ausgeführt werden, nachdem eine elektrische und mechanische Überprüfung durch HHA-Techniker erfolgt war. Dies konnte aber nur hinter Triebwagen des Betriebsbestandes erfolgen, für den V2 3006 wäre eine aufwändige volle Hauptuntersuchung erforderlich gewesen.

Auch 3522 musste über die Zwischenstation Wakendorf-Götzberg am 8. Oktober 1977 zum Schönberger Strand auswandern. Da in absehbarer Zeit kein Triebwagen im 1930er Jahre Zustand verfügbar sein dürfte, wurde 3522 im Jahr 1996 im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme wieder im Zustand der späten 1950er Jahre als 1306 hergerichtet. Dabei erfolgte auch eine innerliche Überarbeitung. Auch die Elektrik ist inzwischen betriebsbereit, so dass der Wagen gelegentlich mit dem Triebwagen 3006 vorgeführt werden kann. Eine Aufarbeitung der Drehgestelle und des Fahrgestellbereichs steht aber noch aus, womit eine Verwendung im regelmäßen Fahrgastverkehr noch nicht möglich ist.
Museale Bedeutung
Da dieser Wagen außer Anstrichen und Fahrzeugnummern äußerlich in seinen 40 Einsatzjahren nur wenige, kaum auffallende Veränderungen erfuhr und auch innen bis auf die Beleuchtung weitgehend original erhalten blieb, ist er gegenüber seinem Triebwagen 3006 das wertvollere Exponat. Sicher spielen die 60 V2-Vierachser im Vergleich zu den etwa 1600 Zweiachsern eher eine untergeordnete Rolle, in der Bevölkerung wurden sie aber insbesondere auf der Paradelinie, dem Alsterring, intensiv und positiv wahrgenommen, so dass die V2-Wagen besonders in ihrer Ursprungsausführung wichtige Zeugen Hamburger Verkehrsgeschichte darstellen.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Mit V2B 3522 auf VVM-Sonderfahrt war V6E 3631 im Mai 1971 nach Harburg unterwegs und legte einen kurzen Fotohalt auf der Vorflutbrücke der Harburger Elbbrücke ein. Die Brücke gibt es noch und auch den 3522 wieder als 1306, alles andere wurde einer Verkehrspolitik zu Gunsten des Autos geopfert. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Am gleichen Maitag des Jahres 1971 legten 3631 und 3522 einen Fotohalt in der Schleife am Altonaer Rathaus ein, welches im 19.Jh. als Endpunkt der dänischen Bahnlinie nach Kiel diente. Auffällig auch das gepflegte, heutzutage oft völlig verwahrloste öffentliche Straßenbegleitgrün. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Auch im April 1972 war 3522 noch einmal unterwegs und wurde hier in der Schleife Silcherstraße verewigt. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Im Mai 1973 waren schon keine Sonderfahrten mit Museumsfahrzeugen mehr möglich, die geschützte Unterbringung im Betriebshof Bahrenfeld ermöglichte aber die weitere museale Herrichtung der VVM-Fahrzeuge. Die Hoffnung auf eine irgendwie noch realisierbare Museumslösung in der Hansestadt erfüllte sich indes nicht. 3522 ist hier hinter V2 3006 in Bahrenfeld zu sehen. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Am 17. Juni 1983 präsentiert sich 3522 in nicht besonders hoffnungsvollem Zustand am Schönberger Strand. Der ungebrochene Optimismus einiger Aktiver führte dennoch eine Wende herbei. Mit völlig neu gebauter Demonstrationsanlage mitsamt Fahrzeughalle ist inzwischen eine gute Grundlage vorhanden. Dennoch fehlt es noch an weiteren überdachten Gleisen und einer ordentlichen Werkstatt. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Auch am 5. September 2009 kann 1306 nur ohne Fahrgäste im Demonstrationsbetrieb gezeigt werden. Im Fahrgestell- und Dachbereich warten noch etliche Arbeitsstunden auf freiwillige Mitarbeiter. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Auch ein Betriebsbild des 1306 unter seiner letzten Nummer 1905 reichen wir nach, vorerst ist nur eine 600px-Version verfügbar. Am 28. September 1962 ist er hinter einem V2u-Triebwagen auf der Linie 1 Richtung Altona unterwegs und hat gerade die Alster überquert und biegt nun in die Straße Steinhöft ein. Foto: © K. Scheffer.