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Triebwagen 3006
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V2 3006 mit V2B 1306 am Schönberger Strand zum Tag der Straßenbahn 19.8.2006 im Betrieb. Foto: © H. Ebeling.
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Technische Daten
Wagennummer | 3006 / 2930 |
Typ | V2 |
Hersteller | Waggonfabrik Falkenried, Hamburg |
Baujahr/Fabriknummer | 1928 / ? |
Früherer Einsatzort | Hamburg |
Länge | 12170 mm |
Breite | 2150 mm |
Radstand | 4600 / 1600 mm |
Spurweite | 1435 mm |
Masse | 15000 kg |
Motor | AEG USL 163 u |
Leistung | 4 x 30 kW |
Fahrschalter | AEG EF43 |
Bremse | el. Widerstand / Magnetschienenbremse / Klotz-Handbremse |
Kupplung | Bolzenkupplung Typ Hamburg |
Beleuchtung | 600V Einkreis Glühlampen / 24V Notlicht |
Heizung | el. Bremsstrom |
Sitz- / Stehplätze | 30 / 50 |
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Fahrzeuggeschichte
1928 entstand in der Waggonfabrik Falkenried eine neue Serie von
Vierachsern, je 30 Triebwagen und 30 Beiwagen. Bis auf 50 Vierachser von 1897 besaß
die Hamburger Hochbahn bis dahin nur zweiachsige Straßenbahnen. Diese neuen Vierachser waren mit
vier Motoren ausgestattet, und damit auch für den Beiwagenbetrieb gut geeignet, ansonsten
war die Ausstattung aber eher konventionell. Die Wagenkästen bestanden aus Holz mit
einer stählernen Bodenwanne. Ein Laternendach diente der Lüftung.
Die Sitzflächen hatten eine leichte Polsterung aus einer mit Autovelours überzogenen Filzauflage.
Auf den Plattformen befanden sich
Schleifringfahrschalter, die von einem stehenden Fahrer bedient wurden. Die Einstiege
konnten linksseitig verschlossen werden, waren rechtsseitig aber ohne Türen während
der Fahrt immer offen. Mit jeweils einem Pendelschaffner pro Wagen ließ sich ein Mann Personal
gegenüber einem herkömmlichen Dreiwagen-Zug gleicher Beförderungskapazität
einsparen.
Bis in die Nachkriegszeit änderte sich an den Wagen nicht viel, so wurden um 1934
Schmelzsicherungen durch Maximalschalter von Siemens und AEG ersetzt und an den Seitenwänden
Fahrtrichtungsanzeiger-Glühlampen nachgerüstet und die Stirnscheiben bekamen Scheibenwischer.
Um 1935 wurde Wagen 3010 zum V2U modernisiert und tauschte 1940 seine Nummer mit 3030.
Er und die Wagen 3014 und 3015 gingen 1943 als Kriegsverlust verloren.
Ab 1939 erhielten die Wagen bei Anstricherneuerung die neue Farbgebung rot/elfenbein.
1947 füllten 3028 und 3029 die entstande Nummernlücke auf
und 3027 wurde an die Walddörfer-Straßenbahn abgegeben.
Die Wagen bedurften nun dringend einer Aufarbeitung. 5 Wagen wurden so 1949 für den Einsatz
nach Harburg zu V2U2 umgebaut und modernisiert, ihnen folgten 1950 15 Modernisierungen zu
Einrichtungswagen mit langer Vorderplattform analog den V2U, die Bezeichnung V2-50
wurde bald wieder in V2 geändert. Zu Ihnen gehörte auch unser 3006.
Die Motoren wurden umgebaut, was ihre Leistungsfähigkeit stark erhöhte und die alten
Schleifring-Fahrschalter durch AEG-Nockenfahrschalter EF 43 ersetzt.
Wie bei den anderen Umbauwagen konnten die Fahrer
nun sitzen und die Vorderplattform war mit einer Schiebetür verschließbar.
Zwei weitere Wagen wurden Ende 1950 nach Wohldorf abgegeben und die restlichen 4 in der alten Bauform
als Pendelwagen modernisiert, für die weiterhin Bedarf auf der Linie 19 zum Wenden am Berliner Tor bestand.
Schon ab 1957 wurden alle Wagen erneut modernisiert,
wobei alle Umbauplattformen einheitlich in Stahlbauweise erneuert wurden, nur bei den V2P und hinten bei den V2
blieb es bei den alten, nur leicht modernisierten Plattformen.
Zudem gab es eine neue Niederspannungsanlage und leistungsfähigere
Schienenbremsen, um den gestiegenen Anforderungen der BOStrab gerecht zu werden sowie etliche Detailverbesserungen.
Um die 3000er Nummerngruppe für V6 frei zu bekommen, gab es 1958 neue Wagennummern:
V2P: 2900-2903, V2: 2930-2944, V2u: 2950-2955, V2u2: 2960-2964, unser 3006 wurde dabei 2930.
Schon Anfang 1963 zeigten sich die V2P erneut in schlechtem Zustand und wurden ausgemustert.
Ersatzweise wurden die V2u2 wieder zu Zweirichtungswagen umgebaut, die dann auch V2P hießen,
aber nicht mehr lange benötigt wurden, weil man das Kehren in Berliner Tor aufgab
und bis Angerstraße fuhr.
Nach dem Ende der Zweiachser im März 1965 und Einstellung der Barmbeker Linien zum Sommerfahrplan 1965
waren nun die Vorkriegs-Vierachser die nächsten Schrott-Kandidaten.
Mit Einstellung der Abschnitte Eppendorf - Gr. Borstel (Sommer '66) und vor allem Eppendorf - St. Pauli (Winter '67)
wurden die meisten V2 aller Varianten ab Ende 1967 nicht mehr gebraucht und wurden verschrottet.
Nur wenige hielten bis längstens April 1969 durch, so auch der 2930 - das sogar,
obwohl Hbf. - Billstedt bereits seit Herbst 1968 eingestellt war und Wagenüberschuss bestand.
2930 wurde vom VVM erworben und kam im April 1975 zunächst in einen Fahrzeugschuppen des Bf. Wakendorf-Götzberg. Am 15. April 1978 erreichte er Schönberger Strand. Mit erheblichen
Vandalismus- und Witterungsschäden wurde der Wagen dann von 1985 bis 1996 in einer Scheune in Krummbek
untergestellt. Er war technisch einsatzfähig, hatte aber innerlich und
äußerlich gelitten, sodass weitere Arbeit investiert werden musste,
bis der Wagen wieder im Fahrgastverkehr eingesetzt werden konnte.
Beim Oldtimertreffen am 18. September 2005 wurde der Wagen erstmalig im Fahrgastverkehr eingesetzt. Seitdem ist er als Hamburger Wagen zur Freude von Besuchern und Personal regelmäßig im Einsatz. Bis zur Fertigstellung des V2B 1306 wurden Einsätze mit Beiwagen nur an besonderen Tagen gefahren.
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Museale Bedeutung
Der V2 ist sicherlich ein bedeutendes Hamburger Fahrzeug.
Häufige Umbauten und Umnummerierungen waren ein Merkmal Hamburger Straßenbahnen. Die Beiwagen waren
davon meist weit weniger betroffen als die Triebwagen. Abgesehen vom V2U Prototypen ergaben sich für die V2-Wagen in ihren ersten 20 Jahren aber keine wesentlichen sichtbaren Veränderungen, um so mehr wurde zwischen etwa 1948 und 1958 umgestaltet, was letztlich zu mehreren unterschiedlichen Bauformen führte, die aber alle keinen langen Bestand hatten, auch der letzte Bauzustand des 3006 war nur etwa 10 Jahre in der Stadt zu sehen und nur bei der Hälfte der Wagen überhaupt realisiert worden. Schon nach wenigen Monaten in diesem Zustand wechselte die Wagennummer auf 2930, die deshalb besser passen würde. Museal wertvoll wäre damit ein Zustand, wie er in den ersten 20 Jahren bei fast allen Wagen vorhanden war. Am ehesten dafür geeignet wäre der auch vorhandene ehemalige 3029, der als K1 zuletzt bei der "W-Strab" diente und nur relativ wenige Veränderungen erfuhr, während der 3006 im letzten Bauzustand weniger repräsentativ ist, auch wenn er derzeit noch bei einigen Älteren Erinnerungen an die "alten Wagen" weckt.
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Weitere Bilder
Aus den ersten 25 Jahren unseres Wagens ist uns kein Bild bekannt. Erst als V2-50 ist er dokumentiert. Auch die Beheimatungen wissen wir nicht. Hier befindet sich 3006 an der Haltestelle U-Emilienstraße am Abzweig der Eimsbütteler Chaussee von der Fruchtallee. Die Liniennummer nach Harburg hat bereits von 33 auf 13 gewechselt, deren Endpunkt aber noch nicht von Langenfelde nach Hamburger Berg. So ist das Bild wohl irgendwann 1953/54 entstanden. Die Bäume sind grün, aber die Fahrgäste meist mit Mänteln ausgerüstet, es könnte Ende September sein? Foto: W. Bollhorn - Sammlung VVM.
Etwas unscharf könnte das Fahrziel von 3006 auf der Linie 3 mit Wandsbek Eichtal gedeutet werden. Der Ort ist unschwer zu erraten, es ist der nördliche Kehrbogen am Rathausmarkt. Für solche Verstärkerfahrten dürfte der Betriebshof Wendemuthstraße zuständig gewesen sein. So kann man vermuten, dass 3006 zu den Harburger V2 gehörte, die mit der Einstellung der dortigen Linie 44 im Herbst 1954 nach Wandsbek kamen. Das Datum dieses Bildes wäre so in den Winterhalbjahren 1954/55 oder 1955/56 zu vermuten. Foto: W. Bollhorn - Sammlung VVM.
Hier seien die Folgen eines schweren Unfalls dokumentiert, die offenbar in der Hauptwerkstatt Falkenried fotografisch festgehalten worden sind. Selbst der "Werftanhänger" wurde beschädigt. Wegen fehlender Daten können wir lediglich Vermutungen anstellen. Die vorhergehenden Bilder zeigen einen gebrauchtspurigen Wagen, die keine erst kurz zuvor erfolgte Großreparatur vermuten lassen, so dass der Unfall wohl danach geschehen ist, womit wir uns etwa im Jahr 1955 befinden könnten. In diesem Jahr gab es mehrere Umstationierungen, wobei auch Wandsbek Wagen abgab. Die nicht zueinander passenden Anzeigen Linie 30 und Fahrtziel Wandsbek Tonndorf helfen nicht weiter und deuten lediglich auf eine Beheimatung in Langenfelde hin. Obwohl Einrichtungswagen, hatten die V2-50 den alten, rundum drehbaren Trolleybock behalten und hatten an der Stirnfront eine Halterung für den Leinenfänger sowie eine Leinenführung an der Dachkante, wie auf dem Bild erkennbar. So gab es für Rückwärtsfahrten in Gleisdreiecken oder Betriebshöfen die Möglichkeit, zur Vermeidung von Stangenentgleisungen den Stromabnehmer zu wenden. Den Personalen war das aber wohl zu umständlich, so ist uns nicht bekannt, dass dies je genutzt wurde. Foto: vmtl. HHA -Sammlung VVM.
Leider auch völlig ohne jede Dokumentation befindet sich dieses Bild in der VVM-Sammlung. Es entstand im in dem 1950ern kaum genutzten Dreieck Tarpenbekstraße und zeigt den offenbar gerade fertig in seinen letzten Bauzustand umgebauten 3006 mit einem nicht identifizierbaren V2B. Ob man eine Probefahrt machte oder extra zum Fotografieren aus der nahen Hauptwerkstatt Falkenried dorthin fuhr, wissen wir ebenso wenig wie den Namen des Fotografen. 3006 war aber der erste so umgebaute Wagen, so dass es sich wahrscheinlich um einen "offiziellen" Fototermin handelt. Das Bild lässt sich damit auf Ende 1956 / Anfang 1957 datieren. Bilder vom 3006 im wieder reparierten V2-50 Zustand sind nicht bekannt. So liegt es nahe, zu vermuten, dass der Wiederaufbau des Unfallwagens mit der Modernisierung zusammenfiel und auch der Grund dafür ist, dass er als erster modernisiert wurde. Foto: vmtl. HHA - Sammlung VVM.
3006 mit unbekanntem Beiwagen auf der Linie 14 im Hofweg unmittelbar vor der Mühlenkampbrücke. Das "W" Schild am Spanndraht gehört zum im Hintergrund schwach erkennbaren Abzweig in den Winterhuder Weg. Das Bild müsste Anfang 1957 entstanden sein, denn nach der letzten Modernisierung Ende 1956 folgte schon 1958 die neue Nummer 2930. Als erster so umgebauter Wagen dürfte er ja auch ein begehrtes Fotoobjekt von "Verkehrsamateuren" gewesen sein. Foto: Sammlung VVM.
Wagen 3006 und 3008 in der Schleife Veddel am 19.5.1957. Während 3006 schon den erneuten Plattformumbau hinter sich hat, steht 3008 in der "V2-50" Bauform dieser noch bevor. Hier konnte zum Weichenstellen der rechte Teil der dreiteiligen Frontscheibe geöffnet werden. Da die meisten Weichen inzwischen elektrisch stellbar waren, konnte beim Umbau darauf verzichtet werden. Foto: Sammlung VVM.
Bereits als Nr. 2930, diese Nummer galt ab 1958, ist unser V2 vmtl. wenig später unterwegs. Das Foto entstand am Nordende des Winterhuder Wegs im Bogen Richtung Hofweg auf Höhe der Hebbelstraße, deren Einmündung auf dem Bild rechts zu sehen ist. Foto: Sammlung VVM.
Im Frühjahr 1968 war das Ende der letzten Vorkriegswagen bald zu erwarten. V2 2930 und V2u 2950 zeigen sich hier vor der herrlichen Giebelwand des Altonaer Betriebshofs Schützenhof. Heute steht hier eine wertlose Kaufhaus-Replik, die diesen Eindruck nicht annähernd ersetzen kann. Unzählige Millionen investiert die Stadt hingegen z. B. in einen völlig unwirtschaftlichen Konzertsaal "Elbphilharmonie", während sie die Zeugen ihrer eigenen Geschichte immer weiter nachhaltig zerstört. Foto: © W. Greiffenberger.
In Schnelsen hindert ein V6E die V2-Sonderfahrt im Mai 1968 an der Einfahrt in das Ausweichgeis der Schleife. Gute Gelegenheit zur Aufnahme der Rückfront des V2 2930 mit seiner seit Anbeginn nur wenig veränderten hinteren Plattform. Foto: © W. Greiffenberger.
Wo war diese Straße mit nur einem Gleis? Richtig, es ist das Teilstück der Eppendorfer Landstraße westlich des Eppendorfer Marktplatzes, über den die Streckengleise führten. Die Ausfahrt der Kehrschleife um einen Häuserblock lag jedoch in der Landstraße. Nicht die "6" nach St. Pauli, wie die Sonderfahrt suggeriert, sondern die "18" wendete hier. Deren Abschnitt nach Gr. Borstel war im Mai 1968 bereits seit 2 Jahren stillgelegt. Foto: © W. Greiffenberger.
Auf dem Hamburger Rathausmarkt nutzt die Sonderfahrt das östliche Gleis, das sonst nur befahren wurde, wenn das Gleis direkt vor dem Rathaus gesperrt war. Foto: © W. Greiffenberger.
Recht einfach schaut der Führerstand des V2 aus. Foto: © W. Greiffenberger.
Im Februar 1969 ging die Zeit der V2 zu Ende. Die letzten Dienste waren Solofahrten als Verstärker auf der "7". Zu einer solchen hat 2930 hier gerade vom Betriebshof Schützenhof eingesetzt und fährt hier in der "Allee" - heute "Max Brauer Allee - Richtung Altona Rathaus. Foto: © W. Greiffenberger.
1983, am 17. Juni - damals Feiertag "Tag der deutschen Einheit" - war auch für 3006 ex 2930 die Zukunft ungewiss. Erste Ansätze, eine Fahrzeughalle zu bauen, waren gescheitert und kosteten teures Lehrgeld. Die sichtbaren Bemühungen um die Erhaltung des Wagens im Freien führten damals noch nicht zu der Erkenntnis, das dies auf Dauer mit der aktivierbaren freiwilligen Arbeitskraft nicht zu leisten war. Foto: © W. Greiffenberger.
Am 26. August 2007 haben 3006 und 1306 gerade das Nordende der knapp 100 m langen "Rennstrecke" unserer Demonstrationsanlage zwischen den beiden Endschleifen erreicht. Foto: © W. Greiffenberger.
Am gleichen Tag beim Verlassen der Nordschleife. Foto: © W. Greiffenberger.
Am 5.9.2009 befährt 3006 mit Bw 1306 die "Nordschleife" am Bf. Schönberger Strand. Foto: © W. Greiffenberger.
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