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Triebwagen 3029
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Trotz der bewegten Geschichte dieses Wagens ist die dem Webmaster vorliegende Bildauswahl sehr gering. Bei der fotografischen Bestandsaufnahme am 17. Juni 1983 wurde 3029 am Schönberger Strand abgelichtet. Er war für eine mehrmonatige Ausstellung 1981 in den Hamburger Kampnagel-Hallen, bei der ein Wagen im typischen Aussehen der 1930er Jahre gezeigt werden sollte, wieder als 3029 hergerichtet worden. Von den vorhandenen Museums-Triebwagen war er der einzige, der dafür einigermaßen geeignet war. Nach Rückkehr zum Strandbahnhof unterblieben weitere Aktivitäten allerdings. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | 3029 / 3015 / K1 |
Typ | V2 |
Hersteller | Waggonfabrik Falkenried, Hamburg |
Baujahr/Fabriknummer | 1928 / ? |
Früherer Einsatzort | Hamburg |
Länge | 11940mm |
Breite | 2150 mm |
Radstand | 4600 / 1600 mm |
Spurweite | 1435 mm |
Masse | 14200kg |
Motor | Siemens Db331a |
Leistung | 4 x 19 kW |
Fahrschalter | Falkenried H4 |
Bremse | el. Widerstand / Klotz-Handbremse |
Kupplung | Bolzenkupplung Typ Hamburg |
Beleuchtung | 600V Einkreis Glühlampen |
Heizung | Frisch- /Bremsstrom |
Sitz- / Stehplätze | 30 / 21 |
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Fahrzeuggeschichte
1927 griff die HHA eine bereits 1919 begonnene Studie zur Beschaffung vierachsiger Fahrzeuge wieder auf. Außer den 50 vierachsigen "V1" von 1897 gab es damals nur Zweiachser. Man versprach sich von einem Vierachser-Zug gleicher Kapazität wie ein 3 Wagen Zweiachserzug die Einsparung eines Schaffners. Die damals fast nur Einzelfahrscheine vorsehenden Tarife beschränkten die Leistungsfähigkeit eines Schaffners auf etwa einen Vierachser, so dass die ebenfalls erwogene Beschaffung von 6-achsigen Gelenkwagen nicht weiter verfolgt wurde, weil ein solcher Wagen bereits 2 Schaffner erfordert hätte. So wurde die HHA-eigene Waggonfabrik Falkenried mit dem Bau von je 30 vierachsigen Trieb- und Beiwagen beauftragt, die wagenbaulich völlig identisch waren, so dass bei Bedarf Beiwagen unter Nachrüstung der Elektrik leicht zu Triebwagen umbaubar waren, was dann später auch genutzt wurde. Der erste Beiwagen ging bereits 1927 in Betrieb, die 59 weiteren Wagen folgten im Sommerhalbjahr 1928.
Bis in die Kriegswirren des Jahres 1943 wurden die Wagen vorwiegend vom Betriebshof Krohnskamp auf dem "Alsterring" eingesetzt, dafür nicht benötigte Wagen fand man in mehrfach wechselnden Verwendungen. 1943 gingen je 3 Trieb- und Beiwagen durch den Bombenkrieg verloren. Wagen 3010 war bereits 1935 zum Prototyp des V2U umgebaut worden, 1940 tauschte er seine Nummer mit 3030, gehörte dann aber zu den Kriegsverlusten.
3027 wurde 1947 zur Verwendung auf der "Walddörfer Straßenbahn" in der U-Bahn Werkstatt Hellbrookstraße umgebaut, dazu erhielt er breitere Radreifen für die Eisenbahn-Weichen der ehemaligen Kleinbahn, einen Scherenstromabnehmer und die Widerstände wurden vom Dach unter den Wagenboden verlegt. Ein Grund für die letztgenannte Maßnahme wurde nicht bekannt. Da er sich dort bewährte, folgtem ihm im Herbst 1950 3022 und 3029, der zwischenzeitlich die Nummer 3015 dieses kriegszerstörten Wagens erhalten hatte. Damit konnten 2 der 3 alten Kleinbahnwagen ausgemustert und verschrottet werden. Um ab 27.7.1959 im Einmannbetrieb fahren zu können, erhielten alle 3 Wagen einseitig Falttüren und große Rückspiegel, da die Bahnsteige der Bahn alle auf derselben Seite lagen.
Nach über 20 Betriebsjahren und der mangelnden Unterhaltung in den Kriegs- und Nachkriegsjahren bestand um 1950 dringender Handlungsbedarf bei den V2 Wagen. 5 Wagen wurden 1949/50 nach dem Muster der V2U, aber mit etwas kürzeren Plattformen zu Einrichtungswagen V2U2 für den Verkehr nach Harburg mit 2 leichten neuen 2x-Beiwagen modernisiert, alle 15 Wagen mit AEG-Motoren wurden 1950 zum zunächst V2-50 genannten Umbauzustand als Einrichtungswagen modernisiert, wobei die Vorderplattform den V2U angeglichen wurde, die Hinterplattform aber nur auf der linken Seite verschlossen wurde und auf der rechten offen blieb.
Die restlichen 4 Wagen wurden aufgearbeitet, aber nur leicht modernisiert und nun als Pendelwagen V2P bezeichnet, sie wurden vorwiegend für die Linie 19 benötigt, auf der in Berliner Tor und Schurzallee Süd nur Gleiswechsel zum Kehren vorhanden waren. Um 1955-59 wurden alle diese Wagen nochmals modernisiert, wobei alle Umbauplattformen in Stahlbauweise erneuert und vereinheitlicht wurden, die originalen Plattformen verblieben im Wesentlichen so. Einen letzten Umbau gab es 1963, als die 4 alten V2 Pendelwagen ausschieden und die V2u2 wieder Zweirichtungswagen wurden und nun als V2P bezeichnet wurden. Bald darauf wurde aber das Kehren am Berliner Tor aufgegeben. Das schnell schrumpfende Netz machte bis Ende der 1960er Jahre alles außer den V6/V7 Typen überzählig, womit auch alle V2-Derivate verschwanden.
Die "W-Strab" war wegen angeblicher technischer Mängel kurzfristig am 29.1.1961 auf Schienenersatzverkehr mit Bussen umgestellt worden, der ab 7.5.1961 als normale Buslinie 76 fortgeführt wurde, womit der U-Bahn Tarif auf diesem Abschnitt dem Bus-Tarif wich. Die zunächst unklare Situation um eine Wiederaufname des Betriebs klärte sich dadurch schnell zu einer endgültigen Stilllegung.
Der 1958 gegründete "Kleinbahnverein Wohldorf" - heute VVM - bemühte sich jahrelang um einen Weiterbetrieb der Bahn als (erste deutsche) Museumsbahn, die gewinnorientierte Hamburger Politik konnte sich eine ehrenamtlich unentgeltlich betriebene Bahn trotz britischer Beispiele nicht vorstellen und beschloss den Abriss der Bahn, der dann im Frühjahr 1965 erfolgte. In quasi letzter Minute konnte das staatliche Museum für Hamburgische Gechichte dafür gewonnen werden, zumindest 3 Fahrzeuge zu übernehmen, K1, K5 und Lore 37. Diese wurden am 24.6.1965, 2.7.1965 und 1.7.1965 in den Straßenbahn-Betriebshof Krohnskamp verbracht.
Das Museum sah sich jedoch nicht in der Lage, sich um die Fahrzeuge zu kümmern, so dass diese bei Räumung des Betriebshofs 1977 vom VVM zum Schönberger Strand verbracht wurden und fortan im Freien stehen mussten. 1981 bestand für eine mehrmonatige Ausstellung "Arbeitswelten" in den Hamburger Kampnagel-Hallen Bedarf an einer Original-Straßenbahn der 1930er Jahre, wofür der Wagen teils noch am Schönberger Strand als 3029 hergerichtet wurde, wobei auch die eine unfallbeschädigte Plattform repariert wurde. Restarbeiten fanden dann noch vor Ausstellungsbeginn in den Kampnagel-Hallen statt. Nach Ausstellungsende kam der Wagen wieder zum Strandbahnhof.
Inzwischen hatte sich ein neuer Verein unter dem ursprünglichen Namen des VVM, "Kleinbahnverein Wohldorf" gegründet. Auf seine Initiative wurde 3029 zur weiteren Aufarbeitung in die Fahrzeugwerkstätten Falkenried verbracht, dort geschah jedoch nichts, aber immerhin stand er trocken. Schließlich musste auch er dort weg und wurde in eine Scheune bei Tangstedt ausgelagert, aus der er 1997 wieder nach Wohldorf kam und dort seitdem unter Planen im Freien auf bessere Zeiten hofft. Der neue Kleinbahnverein geriet nach Versterben potenzieller Förderer und Mitgliederschwund 2010 in eine schwierige Situation, die mit einer Fusion mit dem VVM beendet wurde, wodurch auch 3029 wieder in die Verantwortung des VVM gelangte, was aber noch keine grundlegende Verbesserung seiner Situation bewirken konnte.
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Museale Bedeutung
Der V2 ist sicher ein wichtiger Zeuge der Hamburger Verkehrsgeschichte. Die nach dem Krieg einsetzende Zersplitterung des Bestandes in verschiedene Unterbauarten, die auch zahlreichen Umbauten unterzogen wurden, boten ständig wechselnde Bilder von denen eigentlich keines richtige historische Bedeutung erlangte. So wäre ein V2 im Zustand der 1930er Jahre das richtige historisch bedeutsame Fahrzeug. Am ehesten dafür geeignet wäre der 3029. Für den Auslaufbetrieb der ehemaligen Kleinbahn erlangten die 3 V2-Wagen zwar auch eine gewisse Bedeutung, die aber weit hinter der Bedeutung der ganzen Flotte für die Stadt zurücksteht. Zudem wird die Kleinbahn deutlich besser von den weiteren vorhandenen Wagen 3 und 56 repräsentiert, die dort über fast die gesamte Zeit der Existenz der Bahn vorhanden waren, während die V2 dort nur eine Episode des letzten Jahrzehnts darstellen.
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Weitere Bilder
Ausnahmsweise mal ein Hochformat-Bild. Hier ist die unfallbeschädigte Plattform des K1 im Mai 1969 im Betriebshof Krohnskamp zu sehen. Fachleute hatten 1965 empfohlen, diesen Wagen zu erhalten, da er trotz des Unfallschadens angeblich in besserem Zustand als K2 oder K3 war. Foto: © W. Greiffenberger.
Am 17. Mai 1977 waren es nur noch 5 Tage bis zur Einstellung der Straßenbahn in Winterhude und damit der Räumung des Betriebshofs Krohnskamp. Neben der heilen Stirnfront des K1 ist hier der als Museumswagen vorgesehene V7 3357 zu sehen. Foto: © W. Greiffenberger.
Am 21. Mai 1977 buchstäblich in letzter Stunde wird K1 hier vom VVM zum Abtransport nach Schönberger Strand mit Handwinden angehoben. Auch das Museum für Hamburgische Geschichte hatte keine bessere Lösung für seine beiden Kleinbahn-Wagen. Foto: © W. Greiffenberger.
Am gleichen Tag wie beim Titelbild ist 3029 hier von der anderen Seite nochmals zu sehen. Foto: © W. Greiffenberger.
In unserer Rubrik "Nahverkehrsmuseum Kleinbahnhof Wohldorf" ist
dem Triebwagen K1 - wie 3029 bei der "W-Strab" hieß - eine eigene Internetseite gewidmet, die auch etliche Bilder und weitere Informationen zu diesem Wagen enthält. Ferner gibt es auch die Fahrzeugseite des V2 3006, der am Schönberger Strand den letzten Bauzustand des V2-50 darstellt, mit 15 Wagen die größte Untergruppe der einst 30 gebauten Wagen. Ebenfalls am Schönberger Strand zu finden ist der V2-Beiwagen V2B 1306 als letztes Exemplar seiner Bauart.
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