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Feldbahn im Eisenbahnmuseum Aumühle

Warum Feldbahn?
Obwohl im VVM-Museumskonzept nicht explizit vorgesehen, stellt die Feldbahn eine nützliche Ergänzung des Aumühler Museums dar: Da größere Straßenfahrzeuge nicht auf das Museumsgelände fahren können, dient die Feldbahn vorwiegend zum Transport ab/bis LKW, aber auch zu Transporten innerhalb des Geländes. Von großem Vorteil ist hierbei, dass sogenannte "fliegende Gleise" schnell verlegt oder wieder abgebaut werden können. Für unsere Besucher macht Sie den Bahnbetrieb anschaulich, da auf dem beengten Gelände ein Betrieb mit normalspurigen Fahrzeugen kaum möglich ist. Man kann Weichen selbst stellen und sehen wie sie funktionieren und im Handverschub selbst erleben, wie leicht Bahnfahrzeuge auf Schienen rollen. An Veranstaltungstagen fahren auch von Dieselloks beförderte Züge, die Mitfahrt auf den offenen Personenwagen ist sehr beliebt.
Was ist eine Feldbahn?
Unter Feldbahnen versteht man schmalpurige Bahnen einfachster Bauart, die nicht dem öffentlichen Verkehr dienen. Auch dem Verwendungszweck angepasste Namen wie Torf- oder Ziegeleibahn waren üblich. Es gab zahlreiche unterschiedliche Spurweiten, meist im Bereich zwischen 500 und 900mm. Weit verbreitet waren Bahnen mit 600 und 750mm Spurweite. öffentliche Bahnen gleicher Spurweiten besaßen schwereren Oberbau und größere Fahrzeuge und unterlagen den gesetzlichen Anforderungen an eine Eisenbahn. Feldbahnen dagegen müssen nur allgemeinen Anforderungen, z. B. des Unfallschutzes genügen, wie sie für jedes technische Gerät gelten. Im rechtlichen Sinne sind sie also keine Eisenbahnen.
Wie entwickelten sich die Feldbahnen?
Die ältesten Formen von Schienenbahnen sind aus dem Bergbau überliefert: Hölzerne Karren wurden auf nur grob bearbeiteten dünnen Baumstämmen durch die engen Stollen geschoben. Eiserne Schienen und mit Eisen beschlagene Räder erleichterten diese Transporte erheblich. Nach Erfindung der Dampfmaschine entwickelte sich dieses Rad-Schiene System Anfang des 19. Jahrhunderts zur lokomotivbetriebenen Eisenbahn fort, lebte aber auch in Form der Feld- oder Materialbahnen weiter. Zunächst beim Eisenbahnbau, dann auch auf anderen Großbaustellen bislang unbekannten Ausmaßes bewährten sich die Feldbahnen beim Materialtransport. Mit der Industrialisierung entstanden weitverzweigte Netze in den Werksanlagen.

Die Lücke zwischen Handverschub und dem relativ schweren Oberbau erfordernden Dampflokbetrieb schloss sich bald nach Erfindung des Verbrennungsmotors: Benzin-, Benzol- und bald auch Dieselmotoren sowie Getriebe und Kupplungen für geringe Leistungen waren um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. betriebsreif entwickelt und führten zur raschen Verbreitung von Motorlokomotiven auf den kleinen Bahnen. Auch elektrischer Betrieb mit Akkus, Oberleitungen oder Schleppkabeln fand statt, die Verfügbarkeit von Strom sowie Gefahren und Behinderungen durch elektrische Leitungen schränkten diese Betriebsart aber ein. Im Bergwerksbetrieb wurden vielfach auch mit hochverdichteter Pressluft betriebene Motorlokomotiven eingesetzt.
Wozu wurden Feldbahnen verwendet?
In der Blütezeit dieser Bahnen, die etwa von 1900 bis 1960 reicht, fanden sie fast überall Verwendung, wo es viel oder Schweres über kurze bis mittlere Strecken zu transportieren gab. Bergwerke und Fabriken kamen ohne sie nicht aus. Kieswerke, Ziegeleien, Steinbrüche, Zementwerke, Torfwerke und andere Unternehmen, die Rohstoffe abbauten, betrieben teils umfangreichen Netze zwischen Abbaustellen und Werk, aber auch zum Transport der Fertigprodukte zum nächsten Bahnhof.

In der Landwirtschaft waren insbesondere Rübenbahnen verbreitet, die von den Äckern zum nächsten Bahnhof oder direkt zur Zuckerfabrik führten. Selbst große Gärtnereien verwendeten Feldbahnen, um Pflanzen zu transportieren, aber auch um Wasser zum Bewässern zu den Anpflanzungen hinauszufahren. Aus den Wäldern wurden Baumstämme mit Waldbahnen zum nächsten Bahnhof oder direkt ins Sägewerk gefahren. Kaum ein größeres Bauunternehmen kam ohne großen Bestand an Lokomotiven und Loren sowie transportablen Gleisen aus.

Auch das Militär erkannte den Nutzen der Bahnen: Die "Heeresfeldbahnen" entwickelten sogar mit den "Brigadelokomotiven" eine leistungsfähige und weit verbreitete Dampflokomotive für 600mm Spurweite. Besonders im 1. Weltkrieg dienten die Heeresfeldbahnen umfangreich für Bau- und Nachschubzwecke. Nach dem 2. Weltkrieg mussten wiederum Feldbahnen die Folgen der Kriegshandlungen beseitigen: Teils über Jahre brachten "Trümmerbahnen" die riesigen Bauschuttmengen aus den zerbombten Städten.
Personenverkehr auf Feldbahnen
Zwar vorwiegend für den Materialtransport vorgesehen, wurden teils auch Personen mit Feldbahnen transportiert, insbesondere wenn Arbeitskräfte an den Einsatzort zu bringen waren. In Bergwerken wurden dazu nur mit Einstiegssöffnungen versehene, sonst geschlossene Wagen verwendet, ansonsten kamen meist offene, mit einfachen Längsbänken versehene, oft aus alten Loren umgebaute Wagen zum Einsatz. Die Heeresfeldbahnen benutzten auch vierachsige geschlossene Personenwagen.

Aber es gibt auch Öffentlichen Personenverkehr auf Feldbahnen, zu denen auch sogenannte "Parkbahnen" gezählt werden müssen, die in einigen Städten als Vergnügungsbahnen verkehren. Auch in Besucherbergwerken und anderen technischen Museen - wie auch im Aumühler Eisenbahnmuseum - kommen Feldbahnen für Besucherfahrten zum Einsatz.
Bild nicht anzeigbar Die letzte norddeutsche Feldbahn mit Dampfbetrieb bestand Anfang der 1970-er Jahre in einer Kiesgrube bei Schleswig. Lok 3 (Henschel Nr. 23672 / 1937) fährt am 29.7.1972 mit ihrem Kipplorenzug Feldsteine ab, während die Loks 1 und 2 bereits abgestellt sind. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Beispiel für eine ganz speziell eingerichtete Feldbahn war diese Ziegeleibahn an der Weser bei Petershagen: Die Züge fuhren einen Rundkurs über eine zweigleisige, mit Stromschiene elektrifizierte Strecke und wurden im Entladebunker, in den die Rampe führt, automatisch entladen. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Die Züge dieser Ziegeleibahn waren mittels durchgehender Ladefläche für eine kontinuierliche Beladung eingerichtet. Deutlich sichtbar ist auch die Vorrichtung für die automatische Entladung. Die Bilder entstanden im Mai 1971. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Konventionell mit Kipploren ausgestattet war dagegen die Feldbahn beim Kurhaus Bad Bramstedt, deren Betriebshof hier an 10.2.1975 zu sehen ist. Beachten Sie die Doppelweiche mit nebeneinander liegenden Zungen! Die Bahn diente zur Anfuhr des Materials für die dort verabreichten Moorbäder. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Die Torfbahn Gnarrenburg war bereits am 30.8.1975 neben dem Personaltransport auch auf Besuchertransport eingerichtet. Der Torf wurde noch mit den traditionellen Wagen mit großräumigen hölzernen Behältern transportiert. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Der Besucherzug der Torfbahn Gnarrenburg fährt zur Abbaustelle hinaus. Unser Besuchertransport mit der Feldbahn im Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle hat also durchaus ein historisches Vorbild. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Wo kein LKW hinkommt, ist die Feldbahn weiterhin willkommen! Hier bringt sie 1997 vorgefertigte Betonelemente bis zur Tunnelbohrmaschine einer Kölner U-Bahn Baustelle. Foto: © T. Löffelsend.

Bild nicht anzeigbar Das Amt für Land- und Wasserwirtschaft betreibt die 1934 eröffnete Materialbahn zur Hallig Nordstrandischmoor, deren Streckenlänge durch Landgewinnung und Eindeichung inzwischen von 6 auf 3,5 km geschrumpft ist. Am Bauhof des Amtes sind auch Privatfahrzeuge der Halligbewohner zu sehen. Foto: © H. Elsner.

Bild nicht anzeigbar Halligbewohner schleppen im Sommer 2006 mit einer Motorlore eine defekte Diesellok über den Damm zum Festland, eine baugleiche "Diema"-Lok gibt es auch im Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle. Foto: © H. Elsner.

Fahrzeugvielfalt
Ein besonders typisches Fahrzeug ist die weit verbreitete Kipplore, die es sogar zur Normung in der DIN brachte. Dennoch gibt es zahlreiche unterschiedliche Ausführungen und Größen. Ansonsten überwiegen für die speziellen Einsatzzwecke eingerichtete Fahrzeuge. Zahlreiche Hersteller versuchten zwar möglicht viele einheitliche Teile - wie Radsätze und Fahrgestelle für Wagen unterschiedlichen Verwendungszwecks einzubauen, dennoch ist die Vielfalt groß. Auch bei den Lokomotiven boten viele Hersteller eigene Standardbauarten an. Die unterschiedlichen Anforderungen an Zugkraft, Gewicht und Spurweite sorgten aber auch hier für ein buntes Bild.
Der Niedergang der Feldbahnen
Nach einer letzten Blüte in den Aufbaujahren der 1950er verschwanden die Bahnen dann rasch. Allenthalben übernahmen LKW und geländegängige Radfahrzeuge die Aufgaben auf Baustellen, beim Rohstoffabbau oder in der Landwirtschaft. "Moderne" Geräte benötigen heute bei riesiger Energieverschwendung gerne vielleicht 400 PS, um das gleiche zu transportieren wie früher eine "starke" Feldbahnlok mit 40 PS. Im Bergbau haben meist Förderbänder die Bahnen ersetzt und in Fabriken erledigen heute Gabelstapler, LKW oder spezielle Transportmittel die früheren Aufgaben der Materialbahnen.
Was ist geblieben?
Vorwiegend die wohl bald zum Aussterben verurteilte Torfindustrie verwendet oft noch Feldbahnen, da Radfahrzeuge in den nicht tragfähigen Moorböden versinken. Auch beim bergmännischen Tunnelbau kommen oft Weiterentwicklungen der Feldbahn zum Einsatz. An der nordfriesischen Küste gibt es noch auf Steindämmen zu den Halligen führende Materialbahnen des Küstenschutzes, die auch von den Halligbewohnern benutzt werden. Sonst scheinen nur Parkbahnen und Museen eine Zukunft zu haben. Vielleicht zwingen aber dereinst unerschwingliche Energiepreise zur Rückbesinnung auf die unschlagbar energiesparsame Schiene?
Was ist im Aumühler Museum erhalten?
Neben der Eigenbau-Gleisanlage in 600mm Spurweite gibt es ein kurzes Gleisstück und eine Flachlore in 500mm Spurweite. Verschiedene Weichenformen, Drehscheiben und Schienen für feste Verlegung und "fliegende" Gleise bilden die Gleisanlagen. Rund 30 Fahrzeuge umfasst die Fahrzeugsammlung im Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle. Eine Dampflok im 690mm Spurweite, die auch zu schwer für unsere Gleise ist, zeigt sich unter einem provisorischen Dach noch in dem traurigen Zustand, den ihr Jahrzehnte auf einem Spielplatz bescherten. Von 4 Motorlokomotiven verschiedener Größe sind 3 aufgearbeitet und kommen gelegentlich zum Einsatz. 3 offene Personenwagen mit Längsbänken entstanden im Eigenbau auf Loren-Fahrgestellen, sie kommen an Veranstaltungstagen mit einer Lok zum Einsatz. Ein überdachter Personenwagen mit Querbänken stammt aus einem Freizeitpark, wo er so auf einem Lorenfahrgestell entstand, er kann zu unseren öffnungszeiten meist im Handbetrieb benutzt werden.

Die 8 Kipploren verschiedener Größen und Bauarten kommen im "werksinternen" Verkehr zum Einsatz und transportieren Sand, Steine, Feuerholz oder auch Beton. Zwei Drehschemelwagen dienen meist dem Schwellentransport, mehrere Flachwagen sind zum Transport langer oder schwerer Gegenstände geeignet. Weiter sind vorhanden ein Grubenhunt, ein Schwerlastwagen mit Doppelspurkranzrädern sowie mehrere Wagen zum Handverschub, wie ein Splitterholzwagen aus dem Sägewerk Friedrichsruh, ein Betonkipper, ein Etagen-Torfwagen, ein Kastenkipper und ein Fliesentransporter aus den Fliesenwerk Boizenburg sowie ein Gipsbrennwagen. Ferner sind noch einige Fahrgestelle vorhanden, von denen zumindest ein Torfwagen mit Eisenrungen und Holzwänden wieder aufgebaut werden soll.
Bild nicht anzeigbar Über die Deichrampe wird gleich das Depot erreicht. Bei Baustellen an den Faschinendämmen zur Landgewinnung kommen auch noch "fliegende" Lorenbahnen zum Einsatz, die manchmal bis ins Wasser reichen. Foto: © H.Elsner.

Bild nicht anzeigbar In Frühjahr 2006 macht sich Gmeinder Lok 14 mit 2 Drehschemelwagen beim Schwellentransport im Aumühler Museum nützlich. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar V14 auch im Winter mit Fahrgästen unterwegs. Foto: © Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Auch die Diema-Lok V23 fährt oft im Besucherverkehr im Museum. Foto: © Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Winteridylle mit den Feldbahn-Kipploren im Eisenbahnmuseum. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Keine Schienen? - Kein Problem! Bereits im Winter 1993 dienten Feldbahnloren zum Feuerholztransport im Aumühler Museum. Mit "Lebendgewicht" ausbalanciert wird die Kletterdrehscheibe Richtung Lokschuppen gedreht, dann geht es auf dem Betonboden weiter zum Ofen. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Die Spuren von mehreren Jahrzehnten Spielplatz-Aufstellung sind an unserer Feldbahn-Dampflok unübersehbar. Wegen ihres Gewichts und einer Spurweite von 685mm kann sie auf unserer Feldbahn-Gleisanlage nicht fahren. Ihr privater Eigentümer hat deshalb das Interesse eines potenten Übernehmers genutzt und sie in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft als bei uns absehbar verkauft. Am 20.4.2009 verließ sie unser Museum zwecks Aufarbeitung durch den neuen Eigentümer, wie auf unserer Internetseite Aumühle - Aktuell - 2009 zu sehen ist. Wir wünschen ihr eine gute Zukunft, hoffen aber, irgendwann eine deutlich kleinere, für unsere Gleisanlagen besser geeignete Dampflok präsentieren zu können. Foto: © W. Greiffenberger.