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Schnelllaufender gedeckter Güterwagen der Austauschbauart


Bild nicht anzeigbar Der „Oppeln” am 4.9.2004 im Bf. Schönberger Strand. Die Bremse der rechten Achse ist zur Aufarbeitung demontiert, nachdem die andere Seite wieder eingebaut und das Untergestell dort konserviert war. In Wagenmitte erkennt man die einteilige 8" Kp Bremse mit GP-Wechsel. Dachbespannung und Wandbretter wurden erneuert, wobei leider die Bullenringe nicht wieder eingebaut wurden. Das Ladegewicht beträgt nur 15 t, obwohl die Bauart meist mit 20 t angegeben wird. Foto: © W. Greiffenberger.
Technische Daten
Wagennummer? / 154
TypGrs 30 „Oppeln”" / Glms 200
Herstellerunbekannt
Baujahr/Fabriknummer193? / ?
Frühere BahngesellschaftDRG? / KSchE
Länge 9800 mm
Radstand6000 mm
Masse11500 kg
BremseKpbr+GP, Spindel-Hbr.
Ladefläche (bzw. Volumen)21,2 m2
Zuladung15000 kg
Fahrzeuggeschichte
Ab 1937 wurden 28077 schnelllaufende Wagen der Gattung „Oppeln”, davon 6150 mit Handbremse und Bremserhaus, für die Reichsbahn Gesellschaft gebaut. Die Gattungsbezeichnung war Gms 30 (nach Zeichnung 634.01.000.00.01), bei der DB später Glms 200. Damals wurden die Güterwagenbauarten sogenannten Gattungsbezirken zugeordnet, für diese Bauart war es die schlesische Stadt Oppeln, unter derem Namen die Wagen bekannt wurden. Die Wagen der 1. Serie waren auf russische Breitspur 1524 mm umspurbar (Nebengattungszeichen r). Die Handbremswagen und teils weitere hatten Dampfheizleitungen, einige später auch el. Heizleitung, damit sie jederzeit auch in Reisezügen mitlaufen konnten. Diese Wagen erhielten das Nebengattungszeichen h also Gmhs 30.

Für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h (Nebengattungszeichen s) hatte man die Radsätze zu den Wagenenden hin mit einem Abstand von 6 m angeordnet und den Rahmen mit einem ebenen Sprengwerk verstärkt. Mit der Hildebrand-Knorr Güter- und Personenzugbremse HiK-GP erhielten die Wagen die damals modernste Bremsausrüstung, so dass sie vielseitig insbesondere für eilige Sendungen einsetzbar waren. Die Aufbauten waren konventionell ausgeführt, bei einer Tragfähigkeit von 20 t reichte auch eine kurze Kastenlänge noch aus. Unterschiedliche Quellen nennen teils andere Daten, so sollen die Wagen anfänglich nur für 90 km/h und 15 t Last zugelassen gewesen sein und erst die DB soll ohne Veränderung der Wagen diese Werte auf 100 km/h und 20t heraufgesetzt haben.

Bis Ende der 1950er Jahre waren die DB-Wagen zum Teil in den EUROP-Park eingestellt und so international einsetzbar. 1979 wurden bei der DB die letzten Wagen ausgemustert, in der DDR waren sie noch knapp ein Jahrzehnt länger im Einsatz.

Unser Wagen gibt einige Rätsel auf. Er soll bereits 1950 bei der Kiel-Schönberger Eisenbahn vorhanden gewesen sein, als solche Wagen noch dringend bei der DB benötigt wurden und wohl kaum zum Verkauf standen. Auch besitzt er keine HiK-GP Bremse, sondern eine Kpbr mit GP-Wechselventil. Für beides liegen uns keine plausiblen Erklärungen vor, für einen eventuellen Bremsumbau haben wir aber noch nicht nach Spuren am Fahrzeug gesucht. Vielleicht war die HiK der Werkstatt Bornhöved einfach zu exotisch und man baute eine K-Bremse eines ausgedienten Personenwagens ein, mit der man sich auskannte? Bremserhaus und Luft-/Ladeklappen waren spätestens 1956 nicht mehr vorhanden. Mit Abstellung des alten KSchE Gerätewagens am 15.8.1964 wurde der Oppeln sein Nachfolger. Bekannte Untersuchungsdaten sind: 20.10.1950, 09.10.1959, 7.10.1965, 24.8.1971. 1977 wurde der Wagen dann an den VVM verkauft und dient dort vornehmlich Gleisbauzwecken.
Museale Bedeutung
Die Eisenbahnen waren viele Jahrzehnte Motor des Fortschritts. Ihren Fahrplanmachern verdanken wir die Abkehr von Längengrad-abhängigen Ortszeiten zugunsten einheitlicher Zeitzonen und später die Umstellung der Uhrzeit von 2x12 auf 24 Stunden. Technisch wurde der Gedanke der Normung vorangetrieben, mit den vereinheitlichten Verbandsgüterwagen wurde die Instandhaltung bereits wesentlich erleichtert.

Gegen Ende der 1920er Jahre wurde mit dem Austauschbau der nächste Schritt getan: Wesentliche Bauteile sollten nun ohne Nacharbeit an allen Fahrzeugen einbaubar sein, was deutlich präzisere Fertigungsmethoden voraussetzte und schließlich zu den DIN-Normen führte. In der Instandhaltung erlaubte dies, Fahrzeug-Baugruppen getrennt zu bearbeiten, da sie nicht mehr unbedingt wieder in dasselbe Fahrzeug eingebaut werden mussten und damit die Fahrzeuge schneller wieder dem Betrieb zur Verfügung gestellt werden konnten.

Kurz darauf folgte um 1933 der Übergang von genieteter zur geschweißten Bauweise, was die Fertigung beschleunigte und durch Entfall der Überlappungen Material und Gewicht einsparte. Der Wagen dokumentiert im Museum die damals moderne Bauweise und besitzt durch seine Eignung für Reisezüge eine besondere Beziehung zum Museumsthema Personen-Nahverkehr.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Am 20. August 1976 gehört der „Oppeln” noch den aus der Kiel-Schönberger Eisenbahn hervorgegangenen Verkehrsbetrieben Kreis Plön und ist hier auf dem „Franzosengleis” des Schönberger Bahnhofs abgestellt. Als Wagengattung ist Gr erkennbar, somit müsste er zur ersten Bauserie des Baujahres 1937 gehören, die auf russische Breitspur 1524 mm umspurbar war. Sicher wird man noch mal am Fahrzeug recherchieren müssen, welche Vorkehrungen dafür noch erkennbar sind. Hier sind alle Bullenringe vorhanden, erkennbar an den senkrechten Flacheisenstücken an den Seitenwänden. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Die andere Wagenseite am 17.6.1983. Der Wagen gehört nun dem VVM und steht am Südende von Gleis 1 am Strandbahnhof. Am Nicht-Handbremsende ist die Bremse zur Aufarbeitung abgebaut und 3 Bullenringe fehlen bereits. Foto: © W. Greiffenberger.