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Wismarer Schienenbus 00509


Bild nicht anzeigbar Der "Wismarer" am 17. September 2005 vor der Fahrzeughalle im Bahnhof Schönberger Strand. Foto: © W. Greiffenberger.
Technische Daten
Fahrzeugnummer2 / 00509
Hersteller/TypEVA-Waggonfabrik Wismar / Hannover-"C"
Baujahr/Fabriknummer1938 / 20258
Länge über Puffer 10210 mm
AchsfolgeA 1 dm
Achsstand4000 mm
Raddurchmesser
Masse7230 kg
Leistung50 PS
Motor2x Ford BB
getriebe
BremseÖldruckbremse / Handbremse
Höchstgeschwindigkeit50 km/h
Beleuchtungelektrisch
Rahmengeschweißte Stahlprofile/Bleche
HeizungLuft-Webasto
Plätze 1/2/3/4.Kl./Steh-/-/26 +14 Klappsitze/-/16
Fahrzeuggeschichte
Bereits in den 1930er Jahren hatten viele Kleinbahnen mit der Konkurrenz durch den Straßenverkehr zu kämpfen. Hier bot die Waggonfabrik Wismar ihre stählernen Leichtbau-Schienenbusse auf Lkw-Teile Basis an. Niedrige Beschaffungs- und Betriebskosten sollten den defizitären, oft schwachen Personenverkehr auf vielen norddeutschen Kleinbahnen verbessern, wirtschaftlicher machen und aus den langsamen gemischten Zügen herauslösen. Ab etwa sechs (6!) Fahrgästen waren die Kosten gedeckt.

Gebaut wurden ab 1932 58 Wagen der Varianten A bis E, den kürzeren/längeren und schmalspurigen Typen, 25 weitere wurden exportiert.

Je ein (damals) handelsüblicher Ford BB Benzinmotor zu 50 PS und ein gewöhliches Schaltgetriebe treibt die jeweils vorn laufende Achse an. Stauraum für Traglasten und Expressgut gibt es neben den Motor-Vorbauten und auf dem Dach.

Unser Schienenbus wurde an die Bleckeder Kleinbahn als Nr. 2 zu einem Preis von 29.700,- RM geliefert und durch das RMA Wittenberge am 12.12.38 abgenommen. Holzgasgenerator und Abort sind zu unbekanntem Datum entfernt worden. 1944 ging die Bahn in den Osthannoverschen Eisenbahnen AG auf. Wegen Treibstoffmangel war der Wagen vermutlich ab September 1940 bis 10.5.45 abgestellt. Nach dem Krieg kam der Triebwagen zwischen Wittingen und Rühen und später Winsen - Hützel/Niedermarschacht zum Einsatz. 1957 Aufarbeitung und Umstellung der E-Anlage von 6 auf 12V, aber bald diente er nur noch als Reservewagen.

Nach dem Ankauf durch den VVM (1965) konnte der Wagen an verschiedenen Stellen im Hamburger Raum untergebracht werden. Ab Juni 1985 kam der Triebwagen am Schönberger Strand in Betrieb. Mit Unterbrechungen für die notwendigen Untersuchungen und Ausbesserungen wird er nach wie vor auf der Museumsbahn eingesetzt.
Instandsetzung 2018
Bereits seit einiger Zeit liefen im Juli 2018 die Arbeiten zur neuerlichen Inbetriebsetzung, die eine Erneuerung der gesamten Verkabelung erforderte. Die warme Jahreszeit wird nun zur Anstricherneuerung genutzt. Weitere helfende Hände könnten wir für die vielen noch erforderlichen Arbeiten gut gebrauchen, aber auch Spenden für den "Wismarer" helfen weiter. Vorübergehend zeigen wir hier nun einige Ansichten des nur wenige Tage andauernden anstrichlosen Zustandes des Wagens, alle Fotos © F. Wolf.

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Museale Bedeutung
Insbesondere das niedersächsische Landes-Kleinbahnamt mit mehreren Bahnen mit schwachem Reisendenaufkommen war an dieser Wismarer Triebwagenbauart interessiert, die von der Waggonfabrik daher als "Bauart Hannover" bezeichnet wurde. Entsprechend war Niedersachsen dann auch das Haupt-Einsatzgebiet dieser Schienenbusse. Der Konkurrenz des politisch stark gefördeten motorisierten Individualverkers konnten die langsamen Schienenbusse mit ihren nicht besonders guten Fahreigenschaften auf Dauer nicht standhalten. In den 1960er Jahren verschwanden die "Wismarer" aus dem Plandienst, meist endete damit auch der planmäßige Personenverkehr auf den einst von ihnen befahrenen Bahnstrecken. Im norddeutschen Bahnmuseum des VVM ist der "Wismarer" sicher ein wichtiges Exponat.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Der "Wismarer" am 29.7.2006 abfahrbereit im Bf. Schönberger Strand. Foto: © H. Elsner.

Bild nicht anzeigbar Ein Blick auf die meist im Schatten liegende andere Fahrzeugseite des "Wismarers" am 2. August 2008 im Bf. Schönberger Strand. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Ein beliebtes Fotomotiv: Der "Wismarer" vor dem Bahnhofsgebäude Schhönberg (Holst.), hier am 5. September 2009. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Auch von innen kann der "Wismarer" sich sehen lassen. 5. September 2009. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Sehr spartanisch mutet der Arbeitsplatz des Lokführers im "Wismarer" an, im Gegensatz zur Dampflok kann oder besser muss er sogar sitzen. 5. September 2009. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Ein Rückblick auf frühe Zeiten: Der "Wismarer" war 1965 das erste Eisenbahnfahrzeug der "Verkehrsamateure", die erst 1968 zum VVM wurden. Jahrelang konnte er im Lokschuppen Niedermarschacht untergestellt werden, gelegentlich wurden "Probefahrten" im Bahnhofsbereich vorgenommen, wie hier im November 1970. Aus dem Bahnhof heraus ging es nicht, denn die OHE hatte nach Einstellung des Personenverkehrs kurz vor dem Bahnhof an einem Firmengelände eine Ladestelle für Kesselwagen auf dem Streckengleis eingerichtet, an der fast immer Kesselwagen standen, die das Gleis blockierten. Heute endet die Strecke in dieser Ladestelle und der ehemalige Bahnhof hat schon lange keine Gleise mehr. Für gelegentliche Museumszüge entstand später vor der Ladestelle wieder ein kurzer Bahnsteig. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Ende 1971 musste der Lokschuppen Niedermarschacht geräumt werden und der "Wismarer" sich auf große Fahrt nach Hamburg begeben. Dabei verursachte er zahlreiche Stellwerksstörungen, denn seine gummiringgefederten Radsätze hatten keine elektrische Überbrückung, womit die Radsätze auch keinen Kurzschluss zwischen den Schienen erzeugten, wie es für manche Stellwerkstechnik erforderlich war. Im November 1971 wendete der Triebwagen auf dieser Reise im Hamburger Hauptbahnhof, den er seitdem noch nicht wieder besuchte. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Endstation dieser Reise war der idyllische Bahnhof Billstedt, dessen Lokschuppen neuen Unterschlupf bot. Die Personen auf dem Bahnsteig warten aber keineswegs auf die Kreisbahn, deren letzter Zug bereits vor eineinhalb Jahrzehnten gefahren war, sondern wundern sich über die ungewohnten Geschehnisse auf den Bahnhof. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar 20 Jahre später, am 3. August 1991, war der "Wismarer" auf der Schönberger Museumsbahn unterwegs und bedient gerade den wie früher typisch abseits der Besiedlung gelegenen Haltepunkt Stakendorf, aber auch heute will niemand ein- oder aussteigen. Foto: © W. Greiffenberger.