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Triebwagen 656
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Am 16. August 2003 dreht 656 mit Sommerbeiwagen 93 interessiert beobachtet seine Runden am Bf. Schönberger Strand. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | 656 / 1588 / 2392 / 2300 |
Typ | B / N6 / Z1P |
Hersteller | Waggonfabrik Falkenried, Hamburg |
Baujahr/Fabriknummer | 1894 / ? |
Früherer Einsatzort | Hamburg |
Länge | 8940 mm |
Breite | 2000 mm |
Radstand | 2200 mm |
Spurweite | 1435 mm |
Masse | 9000 kg |
Motor | AEG US 341 |
Leistung | 2 x 35 kW |
Fahrschalter | Typ Siemens S |
Bremse | el. Widerstandsbremse / Kurbel-Handbremse, ursprünglich nur Handbremse |
Kupplung | Bolzenkupplung Typ Hamburg |
Beleuchtung | Glühlampen - zwei Kreise 600V, ursprünglich Petroleum |
Heizung | Fahr-/Bremsstrom, ursprünglich Ofen |
Sitz- / Stehplätze | 20 / 10 |
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Fahrzeuggeschichte
Um den elektrischen Straßenbahnbetrieb in Hamburg aufzunehmen, begann
Falkenried 1893 mit der Produktion von
elektrischen Triebwagen für die Straßeneisenbahngesellschaft Hamburg.
Aus dieser Ursprungsserie entstammt unser Wagen 656.
Er wurde 1894 als Typ B in Dienst gestellt und verkehrte danach auf fast allen Linien
in Hamburg. Die Typenbezeichnung lehnt sich an den Fahrgestellhersteller BSI (Bergische Stahlindustrie) an. Zunächst besaßen die Wagen nur einen Motor, der
10,2 kW leistete. Typisch waren die fünf seitlichen oben bogenförmigen
Fenster, die hölzernen Langsbänke, die insgesamt 20 Sitzplätze boten,
und die offenen Plattformen. Die Stromabnahme erfolgte mit einem
Rollenstromabnehmer nach dem System Sprague aus der Oberleitung.
Die Einführung des elektrischen Betriebs führte
zu stärkerem Fahrgastandrang, dem man durch das Herrichten von
Pferdebahnwagen als Beiwagen
begegnete. Schnell mußte man jedoch erkennen, daß
auf den vorhandenen Steigungsstrecken die Leistung des einen
Motors nicht ausreichte. So erhielt auch unser Wagen bald nach
der Jahrhundertwende zwei neue leistungsfähigere Motoren.
Obwohl nun sogar die Behängung mit zwei Beiwagen erlaubt war,
gab es immer noch Überfüllungen. Deshalb erhielten die Wagen
neue längere Plattformen, und auch die Wagenkastenfederung
und weitere Kleinigkeiten wurden verbessert.
Etwa 1908 erhielt unser Wagen die Nummer 1588,
da die niedrigen Nummern für Beiwagen gebraucht wurden.
Ab 1918 gehört unser Wagen der Hamburger Hochbahn AG, die
die Straßeneisenbahngesellschaft übernommen hatte.
Da auch in der Mitte der zwanziger Jahre nicht an einen
vollständigen Ersatz der alten Wagen durch Neubauten
gedacht werden konnte, mussten die alten Wagen angepasst werden.
Unser Wagen erhielt ein neues Fahrgestell mit 2,20m Radstand und
stärkeren Motoren. Die Plattformen wurden abermals verlängert
und endlich auch verglast. Die nicht genutzen linksseitigen Einstiege
konnten durch Klappen verschlossen werden, die rechtseitigen blieben
weiterhin offen. Um den Fahrgastkomfort zu verbessern, erhielt der Wagen
nun eine elektrische Nutzstromheizung, die den vorher vorhandenen Kanonenofen
ersetzte. Ein neuer Außenanstrich in freundlichem Créme und
die neue Wagennummer 2392 vervollständigten den Umbau.
In den Dreißigern erhielt der Wagen schließlich von Hand zu bedienende
Scheibenwischer, Fahrtrichtungsanzeiger und automatische Sandstreuer.
Nach dem Krieg erhielt er dann die neue Lackierung in Rot/Créme und
die Nummer 2300.
1954, zum 60jährigen Jubiläum der elektrischen Straßenbahn,
wurde er und ein dazu passender Beiwagen
von der HHA zu einem Museumszug zurückgebaut.
Insbesondere wurden dabei die Plattformen wieder geöffnet,
auch erhielt er seine alte Nummer 656 und die ursprüngliche
grüne Außenlackierung mit den zahlreichen Zierlinien.
Das moderne Fahrgestell mit den zwei Motoren wurde beibehalten,
ebenso Sandstreuer, Fangnetz, Nutzstromheizung und Fahrtrichtungsanzeiger.
Als Museumswagen wurde er nicht wie die anderen alten Fahrzeuge
modernisiert, insbesondere hat die Hochbahn keine Schienenbremsen mehr eingebaut,
so dass sich die Einsatzmöglichkeiten für den Wagen
einschränkten. Als das Straßenbahnnetz immer weiter
schrumpfte und die HHA kein Interesse an der Erhaltung
historischer Straßenbahnfahrzeuge zeigte, konnte der Wagen 1967 von
den Verkehrsamateuren gekauft werden. Mit der Räumung des Betriebshofs
Bahrenfeld kam der 656 im Mai 1975 zunächst zum Bahnhof Wakendorf-Götzberg,
wo ein Museum aber nicht realisierbar war, dann am 9.9.1978 zum Schönberger Strand.
Die jahrelange Freiaufstellung ließ den Wagen leider
immer mehr verkommen, so dass Ende 1993 eine Inbetriebnahme
zum 100 jährigen Jubiläum schon fraglich erschien.
Dennoch gelang es, nach einer Vollaufarbeitung den Wagen
Mitte 1994 in Betrieb zu nehmen. Dabei ist u.a. die komplette
Verkabelung erneuert worden. Der Wagenkasten ist vom
Fahrgestell getrennt, das Fahrgestell von einer Firma
als Spendenleistung gesandstrahlt worden. Insbesondere
die vielen Kleinteile der Handbremse verdienten besondere
Aufmerksamkeit, aber auch die hölzerne Inneneinrichtung
ist vorbildlich rekonstruiert.
Nach der Beseitigung eines Schadens am Trolleybock ist der Wagen seit
Ostern 1999 wieder im Einsatz und fährt bei schönem Wetter
im Fahrgastverkehr auf der Demonstrationsanlage.
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Museale Bedeutung
Der museale Wert des Fahrzeugs ist geringer, als auf den ersten Blick zu erkennen - ist es doch schön anzuschauen. Es stellt allerdings einen Zustand dar, den es so nie wirklich gegeben hat. Letztlich ist lediglich der Wagenkasten in einigermaßen originalem Zustand erhalten, alles andere stammt aus späterer Zeit und entspricht weder dem Anstrich noch der Wagennummer. Mehr historischen Wert hätte der Wagen, wenn er 1953 so erhalten worden wäre wie er damals war, denn es blieb kein "Z1" Triebwagen in dem Zustand erhalten, wie er gut 35 Jahre das Stadtbild prägte. Auch der Typ "B" Triebwagen von 1894 hatte kürzere Plattformen und vor allem ein gänzlich anderes Fahrgestell, womit der 656 diesen nicht gut darstellen kann.
Eine gewisse historische Bedeutung entsteht allerdings dadurch, dass auch 1953 schon die Werbeabteilungen von Unternehmen sich nicht scheuten, dem Publikum ein durch Weglassen einiger Teile - wie hier der Plattformverglasung - und Aufbringen eines früheren Farbschemas - ergänzt um einige leicht nachzufertigende Teile wie Beschilderung - entstandenes Fantasieprodukt als angeblich historisches Objekt zu verkaufen, wie es auch heutzutage noch gerne, weil billig, gemacht wird. Letztlich ergibt aber auch die lange Einsatzzeit und die große Zahl der beschafften Wagen - 388 mit Bogenfenstern und weitere 215 fast identische mit oben abgerundeten eckigen Fenstern - einen gewissen historischen Wert.
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Weitere Bilder
Etwas heruntergekommen mit desolaten Ecklaternen sieht man Z1 2300 hier im seit dem 2.Weltkrieg weitgehend dachlosen Betriebshof Horn. Dort diente er möglicherweise als Rangierwagen, der ein- oder auszusetzende Beiwagen auf die oder von der Straße brachte. Das "Besetzt"-Schild, fehlende Zielbeschilderung und die Stellung der Stromabnehmerstange könnten darauf hinweisen. Leider wissen wir das Aufnahmedatum nicht, vermuten aber Anfang der 1950er Jahre. 1953 wurde er dann zum "Historischen" 656 umgebaut und blieb so erhalten, allerdings hätte er in dem hier zu sehenden Bauzustand einen deutlich höheren historischen Wert. Foto: W. Bollhorn - Sammlung VVM
Öffentliche Fahrten mit dem historischen Zug gab es nur sehr selten. Hier wurde er vmtl. im Sommer 1955 auf der historischen Linie 10 nach Hagenbeck in der Methfesselstraße kurz hinter der Kehrschleife fotografisch festgehalten. Foto: © Unbekannt - Sammlung VVM.
Im September 1971 ist 656 letztmals im Betriebshof Altona zu sehen. Foto: © W. Greiffenberger.
Zwei Jahre später zeigt 656 sich in Bahrenfeld mit Beiwagen 310. Doch die Stilllegung auch dieses Betriebshofs wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Foto: © W. Greiffenberger.
Weitere 10 Jahre später, am 17. Juni 1983, sind die Spuren von mehreren Jahren im Freien am Schönberger Strand unübersehbar. Foto: © W. Greiffenberger.
656 am 17. August 1996. Inzwischen haben sich die Zeiten gebessert. Die meisten Trams dürfen in der über die Jahre immer weiter komplettierten Fahrzeughalle stehen. Damit haben die Restaurierungsarbeiten Bestand und werden nicht alsbald von Witterung und Vandalen zunichte gemacht. Seit seinem 100. Geburtstag 1994 ist der 656 wieder in Betrieb. Foto: © W. Greiffenberger.
Auch 9 Jahre später, am 18. Mai 2005 macht 656 vor der ihn normalerweise schützenden Fahrzeughalle ein gutes Bild und demonstriert, wie fundamental wichtig es ist, Museumsfahrzeuge unter Dach abstellen zu können. Damals fehlte der Halle noch die Giebelverglasung. Foto: © W. Greiffenberger.
Auch zum Heiraten zu haben ist der 656. Inzwischen ist der Hallengiebel - wie man sieht - verglast. Foto: © Sammlung VVM.
Da die Restaurierung des Beiwagens 310 schwierige und umfangreiche Erneuerungen tragender Teile erfordert, kommt sie nur langsam voran. Deshalb ist 656 oft mit dem Sommerbeiwagen 93 unterwegs. Damit vermittelt er einen Eindruck, wie Straßenbahnzüge kurz nach Einführung des elektrischen Betriebes in Hamburg in etwa aussahen. Beide Wagen entsprechen aber in manchem Detail nicht den damals eingesetzten. Foto: © W. Greiffenberger.
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