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Dach Gleis 15 Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle


Bewahrung statt Verfall
Bahnfahrzeuge befinden sich während ihrer regulären Nutzung meist im Freien. Im Museum bekommt ihnen das nicht gut, besonders im mitten im Wald gelegenen Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle ist die Luft feucht und weniger Wind trocknet die Fahrzeuge. Schon nach ein bis zwei Jahren bildet sich auf der Schattenseite kräftiger Algen- und Moosbewuchs, der die Feuchtigkeit hält und dem schützenden Anstrich arg zusetzt. Auf der Sonnenseite schädigt UV-Strahlung den Anstrich und besonders bei hölzernen Wagen führt die Tatsache, dass Holz bei Hitze trocknet und schrumpft, während Metall sich ausdehnt dazu, dass der Anstrich an den Kanten der Beblechung aufreißt und das Wasser dort eindringen kann. Die Kapillarkräfte sorgen dafür, dass sich die Feuchtigkeit gut im Inneren von Wänden und Dächern verteilt, ein kaum aufhaltbarer Verfall beginnt. Ein dauerhafter Erhalt von Eisenbahnfahrzeugen im Freien ist so gut wie unmöglich, selbst wenn in kurzen Jahresabständen komplette Renovierungen erfolgen. Wir zeigen das hier anhand von 2 Bildern des VVM-Wagens "Magdeburg 1087":

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Äußerlich komplett renoviert zeigt sich hier in Aumühle Preußens meistgebauter Polsterklassewagen, von dem es heute in Deutschland nur noch ein weiteres Exemplar gibt.

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Gut ein Jahrzehnt später bietet der Anstrich dem 1087 keinerlei Schutz mehr, die Abdeckleisten sind unterrostet, ihre Schrauben lose. Die Sonne erzeugte Farbblasen, in die Wasser lief, bis der Anstrich schließlich abplatzte. Kurz darauf musste der Wagen unter einer großen Plane versteckt werden, um dem Verfall Einhalt zu gebieten.

Ohne Dach keine Zukunft
Auch andere Bahnmuseen kamen bereits zu der Erkenntnis, dass ihre Fahrzeuge ohne Dach keine Zukunft haben würden, manchen gelang es - meist mit öffentlicher Förderung - Fahrzeughallen zu bauen. In Aumühle bestand zudem das Problem, dass das Museumsgelände nur gepachtet war, was den Bau von Gebäuden schwierig und risikoreich macht. "Glücklicherweise" kündigte die Deutsche Bahn dem VVM den Pachtvertrag und legte ein völlig unannehmbares Mietangebot vor, was dazu zwang, entweder das Museum aufzugeben oder das Museumsgelände zu kaufen, was nach langwierigen Verhandlungen gelang, aber nur mit großer Spendenbereitschaft möglich war. damit war jedoch die wichtigste Voraussetzung für Dach- und Hallenbau erfüllt.

Grobe Dach- und Hallenplanung
Noch während der Kaufverhandlungen reiften grobe Vorstellungen für Überdachungen: Als erstes sollte ein "Railport" - ein offenes Dach - die Fahrzeuge auf Gleis 15 direkt am Wald schützen. Später sollte ein zur Halle ausbaubares Dach im östlichen Bereich der Gleise 12, 11 und des neu aufzubauenden Gleises 10 hinzukommen. In einem dritten Projekt soll dann der westliche Bereich der Gleise 10 - 12 folgen, wobei auch alle Werkstattaktivitäten aus dem Lokschuppen hierhin zu verlagern sind, damit der historische Lokschuppen nur noch musealer Nutzung dient und sein 4. Gleis wieder genutzt werden kann.

Detailplanung Überdachung Gleis 15
Besondere Schwierigkeit bei Dachbauten in Aumühle ist die Tatsache, dass alle überdachbaren Gleise in Bögen mit wechselnden Radien verlaufen, so dass die Verwendung einheitlicher Teile nicht immer möglich ist. Nachdem 2005 Einigkeit für eine zwar etwas teurere, dafür aber ohne Stützen auf der Sichtseite der Fahrzeuge auskommende Lösung erzielt wurde, ging diese vom Verein erstellte Konstruktion in den langwierigen Genehmigungsprozess. Realiserungsdruck entstand nun durch das Förderangebot der örtlichen Sparkassenstiftung, die Materialkosten für die ersten 3 von geplant 11 Dachsegmenten zu übernehmen, was deren Vollendung noch in 2006 erforderte.

Spenden erfordern Stiftungsgründung
Da weitere nur von Spendern aufbringbare Finanzmittel unabdingbar waren, schlug Mitte 2006 die Geburtsstunde der SndB, denn nach damaliger Rechtslage konnte nur eine Stiftung ausreichend steuerlich abziehbare Spendenbescheinigungen ausstellen, nicht aber ein Verein. So wurde die Gründung der SndB unter Zeitdruck vorangetrieben. Nach Ausarbeitung und Abstimmung der Satzung sowie Stiftungsgründung am 11.11.2006 traf noch im Dezember die notwendige Bescheinigung des Finanzamts ein und alle größeren Spenden für das Dach konnten noch in 2006 zum steuerlichen Vorteil der Spender über die Stiftung abgewickelt werden, so wie auch der von der Sparkassenstiftung finanzierte Dachteil bis Jahresende fertiggestellt wurde.

Dachbau Gleis 15
Mitte 2006 begannen VVM-Mitglieder mit Unterstützung von 1€ - Kräften mit dem Bau der Fundamente, witterungsbedingt konnten die letzten beiden erst im März 2007 betoniert werden. Die zunächst wegen der Finanzierung geplante Aufteilung in 3 Bauabschnitte erwies sich als unrealistisch, denn die Kosten für Fertigung und Transport der Stahlkonstruktion hätten sich dadurch mindestens verdoppelt. So blieb keine andere Wahl, als alles zusammen zu bestellen, ohne recht zu wissen, wie es bezahlt werden könnte, aber die Sparkassenstiftung erhöhte ihren Anteil noch einmal und es gingen weitere Spenden ein. Zum Herbst trafen die einbaufertigen Stahlteile ein und zusammen mit den "Euros" konnte neben dem Fundamentbau der Aufbau der Dachstützen beginnen. Bohren der Schraubenlöcher für die Trapezblechbefestigung auf den Pfetten, Einbau der Ausleger und Pfetten und Montage der Dachbleche wurde dann ab November 2006 von Vereinsmitgliedern überwiegend an Wochenenden geleistet, was wegen des Bogenverlaufs manches Kopfzerbrechen bereitete, wenn nicht alles so gut zusammenpasste, wie vorausberechnet. Mitte 2007, ziemlich genau 1 Jahr nach Baubeginn, war das Dach, das unzweifelhaft auch "Vater" der SndB ist, fertiggestellt. Einzelheiten und Bilder des Dachbaus finden Sie unter der Rubrik "Projekte" im Internetauftritt des Museums, zu dem Sie über unseren Menüpunkt "Geförderte Museen" - "Aumühle" gelangen können.

Vorher - Nachher
Zum Schluss zeigen wir noch einmal Gleis 15 ohne und mit Dach und auch noch mal den "Magdeburg 1087".

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Im April 2003 steht der Ankauf des gepachteten Museumsgeländes noch bevor. Das undichte Dach der "Bahnmeisterbude" ist nur provisorisch mit Planen abgedeckt und auf Gleis 15 stehen die Fahrzeuge fast schon im feuchten Wald.

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Im Juni 2007 ist nicht nur das Gelände gekauft, sondern auch das Dach über Gleis 15 fertiggestellt, was 2003 noch kaum für möglich gehalten wurde und nur Dank zahlreicher Spenden von Bahnfreunden gelang. 3 Wagen stehen nun von Planen befreit unter Dach.

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Im August 2010 hat der Magdeburg 1087 eine erneute Überarbeitung erhalten, die nun unter Dach erheblich länger halten sollte, die Beschriftung fehlt allerdings noch. Zwar schützt ein offenes Dach nicht so gut wie eine geschlossene Halle und die Seitenwände sind der Sonnenstrahlung weiter ausgesetzt, aber die Feuchtigkeitsbelastung ist stark reduziert. Auch wenn Seitenwind gelegentlich etwas Regen oder Schnee unter das Dach treibt, unterbleibt das gefährliche "Einweichen" des gesamten Fahrzeugs fast vollständig. Langfristig wird das Dach sicher mehr Arbeit und Kosten für Fahrzeugunterhaltung einsparen, als es selbst gekostet hat, so dass Investitionen in Dächer und Fahrzeughallen auch wirtschaftlich sinnvoll sind.