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Beiwagen 4683


Bild nicht anzeigbar In der Fahrzeughalle von Arbeiten etwas eingestaubt, wagt sich V6BE 4683 am 19. August 2006 am Tag der Straßenbahn erstmals "auf Strecke". Foto: © H. Ebeling.
Technische Daten
Wagennummer1415 / 4183 / 4683
TypV6B / V6BE
HerstellerLinke-Hofmann-Busch, Salzgitter
Baujahr/Fabriknummer1952 / ?
Früherer EinsatzortHamburg
Länge 14430 mm
Breite 2200 mm
Radstand5200 / 1600 mm
Spurweite1435 mm
Masse12200 kg
BremseSolenoid / Magnetschienenbremse / Handbremse
Kupplungvorn automatische Kupplung Typ Scharfenberg, hinten Bolzenkupplung Typ Hamburg
Beleuchtungel. Glühlampen, Leuchtstoffröhren
HeizungFrischstrom
Sitz- / Stehplätze26 / 100
Fahrzeuggeschichte
Am 5. Oktober 1949 stellte Falkenried den V6-Probezug 3061+1331 in Dienst. Die Konstruktion lehnte sich an den V5 an. Da bei diesen die Pendelschaffner bei starkem Andang nicht mehr alle Fahrgäste abkassieren konnten, ersann man Abhilfe durch einen festen Schaffnerplatz und beim "Fahrgastfluss" nach ausländischem Vorbild mussten nun alle hinten einsteigen und an der Kasse vorbei nach vorne gehen. Dieses Konzept erforderte einen weiteren Ausstieg in Wagenmitte, auch waren die V6 dadurch die ersten Wagen, die von Anfang an als Einrichtungswagen konzipiert waren.

Mit den eher spartanischen Durofol-Sitzen gab es einen Komfort-Rückschritt gegenüber den Polstersitzen der V5, auch führten die nicht mehr durch Zwischenwände abgetrennten Türbereiche oft zu Zugluft. Dennoch wurden die Wagen von den Kunden gut angenommen, die fast alle nur die zu hunderten verkehrenden teils über 50 Jahre alten Zweiachser zum Vergleich kannten. Es gab aber auch Kritik - mangelnder Komfort, zu wenig Sitzplätze, unzureichende Heizung und Lüftung, schlecht lesbare Beschilderung und starke Beschleunigung, während man an der Kasse Schlange stand oder sich nach vorne hangeln musste.

Parallel zu den Serien-Triebwagen von Falkenried und aus dem eigenen Haus lieferte Linke-Hofmann-Busch 1951/52 100 V6-Beiwagen. Sie entsprachen weitgehend den Triebwagen, nur dass sie natürlich keine Fahrerkabine etc. benötigten. Während die Serientriebwagen statt der Doppeltüren der Probewagen vorne nur Einzeltüren bekamen, sah man dies aus unbekannten Gründen bei den Beiwagen nicht vor, so dass diese kaum Unterschiede zu ihrem Probewagen aufwiesen. Neu für Hamburg war die automatische Scharfenberg-Kupplung zwischen Trieb- und Beiwagen, die auch die elektrischen Verbindungen automatisch herstellte. Technisch sah man eine Vereinfachung vor, indem man auf die Scheibenbremse verzichtete und auch die eletromagnetische Betriebsbremse auf die Bremsklötze der entsprechend verstärkten Handbremse wirken ließ.

Mit diesen Wagen war Hamburg damals Vorreiter in Deutschland beim Konzept "Großraumwagen mit Fahrgastfluss", dem dann viele andere Betriebe folgten. Die Verbreitung der Züge begann auf den Linien 3 und 16 mit ihrem gemeinsamen Verlauf zwischen Eimsbüttel und Wandsbek und den Betriebshöfen Langenfelde und Wendemuthstraße. Es folgten der Hof Bahrenfeld mit der 12 nach Rothenburgsort und Krohnskamp mit dem Alsterring 18. Dann bekam Lokstedt V6 für die Schnelsener 22. Auch die Linien 6, 9 und 27 wurden mit den neuen Wagen bestückt. Als dann V7 eintrafen, verdrängten diese die V6 von einigen Einsatzgebieten, wie der nun 2 genannten Verbindung nach Schnelsen. Mit der einsetzenden Netzschrumpfung gingen nun auch oft wechselnde Einsatzgebiete aller Wagen einher.

Veränderugen an den Beiwagen gab es ähnlich wie bei den Triebwagen, so verschwanden die kleinen Liniennummernbänder zugunsten eines Dachaufsatzes am Heck mit großem Linienband und einem breiteren Fahrtzielband. Dabei entfielen auch die kleinen Fenster oben an den Wagenenden. Innen auf der Fensterseite mittig, auf der Türseite neben dem Schaffnerplatz wurden verchromte Klapprahmen unter den Luftklappenfenstern eingebaut, in die Liniennummernschilder einschließbar waren. Bei der ersten Grundüberholung wurden einige feste Fenster durch weitere Übersetzfenster mit Kurbelbetätigung ersetzt.

Zum 1.4.1958 wurde der 1922 begonnene, 1943-49 unterbrochene Postdienst mit Briefkästen am Zugende eingestellt. Obwohl dieser nach dem Krieg keinen Zuschlag mehr erforderte, bot vor allem die weitere Verbreitung des Telefons auch in Privathaushalten eine schnelle Kommunikationsmöglichkeit, die den Bedarf an eiligen Briefsendungen verringerte. So verzichtete die Post auf das aufwändige Leeren der Straßenbahn-Briefkästen am Hauptbahnhof. Die Briefschlitze wurden mit dem sowieso vorhandenen Schloss für nicht den Hauptbahnhof berührende Linien verriegelt und die bei V6B und V7B fest eingebauten Briefkästen rot übergemalt. im Rahmen von Hauptuntersuchungen wurden die Briefkästen meist ausgebaut, aber einige Wagen fuhren noch jahrelang mit ihnen herum.

Neben dem Probewagen 1331 liefen die ursprünglichen Wagennummern von 1333 bis 1432. 1432 tauschte dann später seine Nummer mit dem V7B-Probewagen 1332. Der Nummernplan von 1958 sah nun 4090 für den Probewagen und 4100 - 4199 für 1332 - 1431 vor.

Mit Aufgabe der Raucherwagen 1961 wurde die kleine Fensterscheibe rechts oben neben dem Eingang mit ihrem rotweißen "Raucher" Transparent rot übergemalt. Nach und nach wurden die Beiwagen von dem gelbbraunen Teerkondensat im Dachbereich befreit. Etwa zu dieser Zeit wurde an jedem zweiten Einzelsitz eine senkrechte Griffstange ergänzt, die nach einem Bogen an der langen Griffstange entlang des Dachrandes endete.

Nur noch 38 Wagen wurden 1966/67 zum Betrieb mit Einmannwagen umgebaut, der Umbau beschränkte sich auf das Notwendigste. Die Ausstiegstüren wurden von Handöffnung auf elektrische umgebaut, wozu der vorhandene elektrische Schließmechanismus angepasst und mit einem Nothebel entkuppelbar umgebaut wurde, um die Türen im Notfall von Hand aufschieben zu können. Die Öffnung erfolgte wie bei allen Wagen des Einmannbetriebes mittel Druckknopf in einem Kasten mit Leuchttransparant, das bei Freigabe zum Knopfdrücken aufforderte. Die Freigabe erfolgte durch den Fahrer, wozu die Kontaktbelegung der elektrischen Kupplung geändert werden musste. Geschlossen wurden die Türen weiterhin vom Schaffner. Die umgebauten Fahrzeuge wurden als V6BE bezeichnet und die Wagennummern um 500 erhöht, wobei sich Nummernlücken durch die nicht umgebauten Wagen ergaben.

Mit dem Umbau der letzten Triebwagen zu Einmannwagen Anfang 1969 gab es keine Verwendung für nicht umgebaute Beiwagen mehr und sie wurden an Schrotthändler verkauft. Die Wagenkästen der meisten Wagen standen noch jahrelang dicht an dicht auf einer Wiese nördlich Ulzburg herum. Auch mit den umgebauten Wagen ging es rasch zu Ende, 1971 schieden die letzten aus. 4683 kam zu den anderen Museumswagen nach Bahrenfeld, wo er wieder einen Briefkasten in der Rückfront erhielt. Welches der Spenderwagen war, ist nicht überliefert.

Wie fast alle Museumswagen musste auch 4683 1975 vorübergehend nach Wakendorf-Götzberg gebracht werden, bis er am 22.4.1978 zum Schönberger Strand gelangte. 1985 konnte er in der angemieteten Krummbeker Scheune den schädlichen Witterungseinflüssen entzogen werden, erlitt aber Schäden durch den Vandalismus von Einbrechern. 1999 kam er dann in die Fahrzeughalle am Schönberger Strand. Äußerlich wurde er nach und nach weiter hergerichtet. 2006 wurde er am "Tag der Straßenbahn" erstmals öffentlich fahrend vorgeführt, auch wenn er schon zuvor bei Rangierarbeiten gelegentlich die Halle verlassen hatte. An seiner Rückfront trägt er passend zum gelben Briefkasten wieder seine Ursprungsnummer 1415.
Museale Bedeutung
Dieser Wagen ist der einzige noch vorhandene V6-Beiwagen und seit seiner Inbetriebnahme nur wenig verändert worden, während die V6-Triebwagen so umfassend umgebaut wurden, dass sie kaum mehr wiedererkennbar sind. Mit ihm und dem Fahrschulwagen ist alles am Schönberger Strand konzentriert, was von den ursprünglichen V6-Wagen noch existiert. Als richtungsweisende Bauart nicht nur für Hamburg ist das letzte vorhandene und weitgehend originale Fahrzeug von hohem musealen Wert.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Im September 1973 ist 4683 schon VVM-Museumswagen im Betriebshof Bahrenfeld. Aus seiner aktiven Zeit liegt uns kein Bild vor. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Am 17. Juni 1983 steht V6BE 4683 auf dem Eisenbahngleis 1 am Schönberger Strand. Auch hier war man sichtlich bemüht, Anstrichschäden auszubessern. Ärgerlich, arbeitsaufwändig und teuer waren die Steinewerfer vom nahen Wanderweg, denen immer wieder Fensterscheiben zum Opfer fielen. Foto: © W. Greiffenberger.