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Dreiachsiger Abteilwagen 3. Kl. mit 2 Aborten C3pr04 (Mbl. Ib9)
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Am 20.4.2009 zeigt sich der Bromberg 1941 beim Rangieren mit mittels Konservierungsöl aufgefrischtem Anstrich. Mit Metallfensterrahmen hatten wir ihn bereits in Wilhelmsburg wieder versehen. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | Bromberg 1941, 53622 |
Typ | C3pr04 / Mbl. Ib9 |
Hersteller | Gebr. Hofmann, Breslau |
Baujahr/Fabriknummer | 1905 / ? |
Frühere Bahngesellschaft | KPEV, SWNCB |
Länge über Puffer | 11700 mm |
Drehzapfen-/ Achsstand | 7000 mm |
Raddurchmesser | 1000 mm |
Masse | ? kg |
Bremse | Wpbr 8" (Stv 14"!), Spindel-Hbr. (fehlt) |
Höchstgeschwindigkeit | 90 km/h |
Beleuchtung | el. Glühlampen, urspr. Gaslicht |
Rahmen | genietete Stahlprofile, Langträger NP 235, nicht tragender Wagenkasten |
Heizung | Dampf Nuhz |
Plätze 1/2/3/4.Kl./Steh | -/-/46/-/? |
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Fahrzeuggeschichte
Von 1904 bis 1922 stellte die preußische Staatsbahn insgesamt etwa
27500 Abteilwagen der Standardausführung mit höher gewölbtem Oberlichtdach in vier Klassen in Dienst. Dieser Wagen gehört noch zu den ersten 1300 Wagen dritter Klasse,
diese Serie besitzt noch die alte Innenaufteilung mit in die
Abteile verschachtelten fünfeckigen Aborten. Etwa fünf Jahrzehnte bildeten
diese Standardwagen die Vorort- und Regionalzüge auf Hauptbahnen.
Die authentische Nummer Bromberg 1941 konnte nach über 70
Jahren auf den Langträgern freigelegt werden. Nach dem verlorenen
ersten Weltkrieg mußte der Wagen 1919 als Waffenstillstandsabgabe nach Belgien
abgegeben werden. Dort entfernte man das Bremserhaus und einen Abort, die Beleuchtung wurde auf elektrisches Licht unter Beibehaltung der alten Leuchten umgestellt.
Die Lüfter und Fenster des Oberlichtdaches wurden verschlossen, die
Türfenster erhielten hölzerne statt Messingrahmen. Dazu erhielt der
Wagen belgische Gleitachslager. Etliche einzelne Beschlagteile und die meisten Stockablagen sind entfernt worden. Nach Ausmusterung in den 1960er Jahren wurde der Wagen 1972 in Mechelen/Belgien im Militärreserve-Bestand vorgefunden und angekauft.
Nach einigen Einsätzen im Großraum Hamburg von Aumühle aus kam der Wagen
zunächst im Lokschuppen Rothenburgsort und später Wilhelmsburg unter.
Den dortigen Schuppenbrand im Oktober 1994 überstand er unbeschädigt, musste im Freien aber mit Planen abgedeckt werden und kam bald nach Aumühle zurück. Mit dem Bau der überdachung von Gleis 15 war er unter diesem wieder ohne Planen zu sehen und wechselte mit Fertigstellung des großen Daches unter dieses. Eine Aufarbeitung ist derzeit nicht absehbar.
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Museale Bedeutung
Zu Anfang des 20. Jh. wurden die preußischen Normalien für Reisezugwagen überarbeitet. Sie bekamen nun u. a. ein zweischaliges höheres Oberlichtdach und die herablassbaren Fenster wurden mit Messing- statt Holzrahmen ausgeführt und bekamen einen Gewichtsausgleich. Zu den ersten modernisierten Bauformen gehörten die dreiachsigen Abteilwagen 3. Kl.. Von 1904 bis 1908 wurde mit 1300 Exemplaren gleich eine groß Anzahl in Dienst gestellt, allerdings noch mit dem alten Grundriss mit 2 mit den Sitzabteilen verschachtelten, von beiden Seiten zugänglichen fünfeckigen Aborten. Sie waren Jahrzehntelang in den meisten Abteilwagenzügen anzutreffen.
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Weitere Bilder
Nachdem ab Ende der 1960er in Deutschland nur noch ganz wenige pr. Abteilwagen fast unkenntlich zu Bahndienstwagen degradiert existierten und alle anderen zu Umbau- bzw. Rekowagen geworden waren, kam 1972 die unerwartete Nachricht aus Belgien, dass dort noch solche Wagen als Militärreserve vorhanden seien, die bald durch nicht mehr benötigte modernere Wagen ersetzt werden sollten. Im März 1972 erfolgte deshalb eine Reise nach Mechelen bei Brüssel, wo in einem ehemaligen Rangierbahnhof zahlreiche lange Schlangen alter Wagen abgestellt waren, darunter auch etliche ehemals deutsche. Neben etwa einem Dutzend C3pr11 (Mbl. Ib9a) auch 2 C3pr04 (Mbl. Ib9) und ein B3pr07 (Mbl. Ib5a). Der Polsterklasse-Wagen sowie der bessere C3pr04 hatten bereits Interessenten gefunden, so dass der VVM sich für den anderen C3pr04 und einen der C3pr11 entschied und alsbald den Ankauf tätigte, der durch die Einnahmen aus dem mehrwöchigen Einsatz des U-Bahn Museumswagens 220 zum 60-jährigen U-Bahn Jubiläum finanziert wurde. Hier der Bromberg 1941 als SNCB 53622 im Mechelen. Die Reinigungstüren der Aborte führen zur unregelmäßen Fensterteilung dieser Wagenseite. Foto: © W. Greiffenberger.
Auf der anderen Wagenseite hat der Wagen eine gleichmäße Aufteilung von Türen und Fenstern. Foto: © W. Greiffenberger.
Im August 1972 ist der Wagen bereits in Aumühle. Die Abort-Reinigungstüren wurden in Belgien verriegelt, blieben aber erhalten. Der linke Abort wurde in Belgien durch einen Durchgang ersetzt, womit 2 zusätzliche Sitzplätze entstanden. Foto: © W. Greiffenberger.
Bevor der Wagen 1975 im Rothenburgsorter Lokschuppen unter Dach kam, hatte die DB bei einer Koksanlieferung noch einen Rangierschaden verursacht, bei dem ein Eckpfosten des Wagenkastens zerbrach. Nachdem die Scharnierschrauben der einen Abort-Reinigungstür keinen Halt im Türpfosten mehr fanden, wurde diese vor der Überführung von Rothenburgsort nach Wilhelmsburg sicherheitshalber herausgenommen und im Wagen gelagert. Am 9.8.1981 wurden beide Schadstellen provisorisch mit Hartfaserplatten verschlossen. Foto: © W. Greiffenberger.
Mit dem Großfeuer im Wilhelmsburger Lokschuppen 1994 gab es auch für den 1941 erst mal kein Dach mehr, sondern nur noch alte Lkw- und Containerplanen. Als sich das Ende in Wilhelmsburg abzeichnete, kam er zurück nach Aumühle, wo er hier am 18.9.2004 zu sehen ist. Foto: © W. Greiffenberger.
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