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Packwagen Pw3pr99 Bromberg 3007 (Mbl. Bl.3 2. Aufl.)


Bild nicht anzeigbar Welch herrliche Bw-Atmospähre am 16.5.1981 in Rothenburgsort! Rechts die 78468, inzwischen schon seit einigen Jahren betriebsfähige Museumslok mit derzeit Strandort Lengerich, der Bromberg 3007 und dahinter der AB4 Altona 674 überragt vom Wasserturm und Dach des Verwaltungsgebäudes. Doch der Schein trügt. Das historische Gelände wurde gekündigt, die Fahrzeuge sind für einen letzten „Tag der offenen Tore” aufgestellt und der Umzug in den maroden Lokschuppen Wilhelmsburg, gelegen „in the middle of nowhere” steht bevor. Der Eigentümer des 674 realisierte seine Absicht nicht, den Wagen für ein Hamburger Museum vorzusehen, obwohl ihm viele in diesem Glauben halfen, den Wagenkasten wieder mit einem angepassten Sprengwerk zu versehen, Zug- und Stoßvorrichtung zu komplettieren, Drehzapfen anzubauen und den Kasten wieder auf Regeldrehgestelle aufzusetzen um ihn überhaupt wieder verfahrbar zu machen. Er wurde dann nach Finsterwalde verkauft, weiter nach Heilbronn und dann an den Niederrhein, aber alle jeweiligen Museumspläne scheiterten bislang - aber zurück zu unserem Pw3! Foto: © W. Greiffenberger.
Technische Daten
WagennummerBromberg 04929(?), 3007, Berlin 93581, Hmb ..?.. Hamburg 5623, 700101
TypPw3pr99, Mbl. Bl3
HerstellerHofmann, Breslau
Baujahr/Fabriknummer1899 / ?
Frühere BahngesellschaftKPEV / DRG / DB
Länge über Puffer11300 mm
Drehzapfen-/ Achsstand7000 mm
Raddurchmesser1000 mm
Masse11700 kg
BremseWpbr 8", Spindel-Hbr.
Höchstgeschwindigkeit90 km/h
Beleuchtungurspr. Gaslicht
Rahmengenietete Stahlprofile, Langträger NP 235, nicht tragender Wagenkasten
Heizungurspr. Dampf
Ladefläche? m2
Zuladung? kg
Fahrzeuggeschichte
In den 1890er Jahren wurden bereits einige hundert ähnliche Dreiachser mit offener Plattform am Wagenende mit dem hohen Zugführeraufbau geliefert. Praktisch unverändert, aber mit zugebauter Plattform und geschlossenen Übergängen zur Verwendung in den neuen D-Zügen, wurden dann 67 Wagen dieser Bauart beschafft, denen, wieder ohne Übergänge, bis 1921 etwa 2600 sehr ähnliche Exemplare des preußischen Dreiachs-Standard Packwagen für Abteilwagenzüge folgten. Für D-Züge sowie Schnell- und Eilzüge wurden aber bald nur noch vierachsige Packwagen mit mittigem Zugführeraufbau gebaut, zuletzt sogar noch mit eisernem Wagenkasten wie unser Pw4pr16.

Der dreiachsige Reisezug-Packwagen mit hohem Zugführeraufbau „Bromberg 3007” konnte als ausgemusterter Hilfszuggerätewagen Hamburg 5623 Mitte 1972 von der DB übernommen werden. Die gelbe Wagennummer wurde auf dem Langträger eindeutig festgestellt. Er kam in Tausch gegen die C3pr11-Überreste, die nach Ankauf der beiden pr. Abteilwagen 3. Kl. aus Belgien überzählig waren. Einige Lagen Schienenstücke im Untergestell machten den ansonsten relativ leichten Wagen vermutlich D-Zug-tauglich.

Mit dem Aufkommen der vierachsigen Packwagen wurde er bald in den Personenzugdienst mit Abteilwagen abgegeben und verlor dann vmtl. die nicht mehr notwendigen Übergänge. Die derzeit vorhandenen Stirnwandtüren stammen sehr wahrscheinlich erst aus seiner Nachnutzung als Hilfszug-Gerätewagen. Nach außen öffnend, sind sie für Übergänge äußerst unüblich. Abgesichert sind diese Vermutungen bislang aber nicht.

Die Geschichte dieses Wagens ist nur lückenhaft bekannt. Aus den vorgefundenen Anschriftenresten und von anderen Wagenfreunden eingesehenen Unterlagen ergibt sich: Unter der 3007 war noch undeutlich die teils weggeschliffene Nummer 04929 auszumachen. Dazu ist zu bemerken, dass die D-Zugwagen, also vier- und sechsachsige Seitengangwagen mit Faltenbalgübergängen und die zugehörigen Packwagen zentral von der Staatsbahn verwaltete eindeutige Nummern bekamen, die durch eine vorangestellte Null erkennbar war. Alle anderen Wagennummern wurden von den Direktionen vergeben und waren nur innerhalb dieser eindeutig.

Die 04929 passt zu der der Direktion Bromberg zugeordneten Packwagen-Nummerngruppe 04924 - 04929. Diese Wagen sollen etwa 1906-1911 einem Umbau unterzogen worden sein, was vermutlich der Ausbau der Übergänge beim Ausscheiden aus dem D-Zug Bestand war. Für mit modernen Loks erreichbare Geschwindigkeiten von 90 km/h und mehr waren die Dreiachser nicht verwendbar. Sie wurden damit auch in die Bromberger Nummerngruppe 3001 - 3010 eingereiht, die aus 6 1899 in Breslau und 4 1902 bei Gastell gebauten Wagen bestand. Erstere waren sicherlich die ehemaligen 04924 - 04929. Damit wäre eher die 3006 statt der 3007 für unseren Wagen zu vermuten, aber die 3007 war am Wagen sehr eindeutig lesbar. Als D-Zug Wagen könnte Schneidemühl als Heimatbahnhof in Frage kommen, damals Betriebsmittelpunkt der Ostbahn Berlin - Königsberg, die auch stets politisch die Zugehörigkeit Ostpreußens zum Reich gegenüber den nordöstlichen Nachbarn zu demonstrieren hatte und deshalb bevorzugt ausgestattet wurde.

Über der Bromberg 3007 Anschrift lagen 2 nicht identifizierbare weiße Anschiftschichten und darüber gelb Berlin 93581, was dann die erste DR-Nummer von 1924 wäre. In den endgültigen 1930er Nummernplan wurden von den BRO 3001-3010 nur die 3, 5, 6, 8, 9 und 10 als DR 109248, 378, 254, 557, 592 und 566 übernommen. Damit muss der 3007 schon vor 1930 aus dem Regeldienst ausgeschieden sein. In den Anschriftenschichten folgen nun 2x Hmb ..?.. in gelb, aber ansonsten unleserlich. Darüber dann die weiße Bahndienstwagennummer 700101 und die letzte Nummer war dann 5623 Hmb.

Vor der Abtretung Brombergs an Polen konnte der BRO 3007 also offenbar westwärts verbracht werden und verblieb im Bereich Berlin, wurde dort aber schon vor 1930 nicht mehr gebraucht und wurde Bahndienstwagen. Die Anschriften Hmb ... kommen aber erst ab 1938 in Frage, so dass noch viel spekuliert werden kann...

Der Wagenkasten besteht aus einem verzapften Eichengerippe mit eisernen Verstärkungen an den Verbindungen der Holzteile, außen mit Blechen verkleidet und innen mit Brettern verschalt. Er ist mit dem üblichen pr. genieteten Untergestell verschraubt, das abweichend von den später üblichen Ovalschaken noch mit Schäkeln und einem Kettenglied an den Tragfedern aufgehängt ist. Ein originaler Gasbehälter mit Füllstutzen und Manometer ist noch vorhanden, die Inneneinrichtung fehlt allerdings fast völlig, ebenso die Außentüren am Zugführeraufbau sowie einige Fenster. Am Untergestell sind teils noch Halterungen für Hilfszuggerätschaften vorhanden. Außer einigen Anstrichausbesserungen sind an dem Wagen bislang keine Restaurierungsarbeiten ausgeführt worden.
Museale Bedeutung
Der Wagen gehört zu den in großer Zahl beschafften dreiachsigen Hauptbahn-Packwagen mit flachem Dach und hohem Zugführeraufbau an einem Wagenende, deren zahlreiche Bauserien sich nur geringfügig unterschieden. Bei den späteren Wagen wurde der Türbereich an der geschlossenen Plattform leicht schräg ausgeführt und die jüngeren Wagen wurden etwas länger. Mit dem Aufkommen der zweiachsigen Einheits-Duchgangswagen wurden die Wagen zum Teil auch mit diesen zusammen eingesetzt. Damit gehört auch diese Wagenbauart zu denen, die wie die Abteilwagen des VVM jahrzehntelang das Bild der Eisenbahn nicht nur in Norddeutschland prägten. Leider liegt uns das Musterblatt Bl.3 nicht vor, so kann schecht beurteilt werden, wie der Wagen im Detail original aussah.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Kurz vor den Abteilwagen aus Belgien hat der Packwagen Anfang August 1972 Aumühle erreicht und sonnt sich dort auf Gleis 15. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Auch der Bromberg 3007 wurde im Frühjahr 1974 in das Ende 1972 geschlossene Bw Rothenburgsort gebracht, wo ihm der trockene Platz im Lokschuppen gut bekam. Im Juni war er dort kurz zuvor angekommen und stand noch am Berliner Bahndamm unterhalb der S-Bahn Station Tiefstack, von wo aus das gesamte BW-Gelände werbewirksam einsehbar war. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Am 9. August 1981 ist die Rothenburgsorter Zeit abgelaufen und der Bromberg 3007 steht begleitet vom C3pr04 Bromberg 1941 und Speisewagen 798 zur Überführung nach Wilhelmsburg bereit, wo der gesamte Sommer des Jahres mit der Abdichtung hunderter Dachleckagen des maroden Lokschuppens verging. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Zum Schluss 3 Bilder des Wagens vom 10.3.2015, wo er bei Rangierarbeiten mal für ein paar Stunden nicht unter Dach, sondern gut fotografierbar in der Sonne stand. Seit dem vorherigen Bild sind bereits 34 Jahre vergangen in denen er kaum fotografierbar zunächst im Wilhelmsburger Lokschuppen und dann dort und später in Aumühle unter Planen versteckt werden musste, um die Substanz leidlich über die Jahre zu retten. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Die Planenstücke über den Achslagern sollen Regenwasser von den nie richtig dicht haltenden Achserlagerdeckeln der pr. Bauart A02 abhalten und die Holzklötze über den Federbunden die Federn entlasten, denn im Wagen lagern sehr schwere Teile. Das erfordert natürlich größte Vorsicht und Schrittgeschwindigkeit beim Verfahren. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Am Zugführerende hat der BRO 3007 zusätzlich zur Stirntür ein übergangsblech, das von seiner Bauart aber eher den Einheitswagen entspricht. Die Ösen neben der Tür könnten zum Einhaken von Scherengittern vorgesehen gewesen sein. Ursprünglich sollte der Wagen Faltenbalgübergänge gehabt haben. Foto: © W. Greiffenberger.