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Torflore 18
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Am 14.10.2012 wurde Torfwagen 18 mit Auftragen der Fahrzeugnummer endlich fertiggestellt. Hier die Schrägansicht der geschlossenen Seite und der Bremsplattform. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Fahrzeugnummer | 18 |
Hersteller | unbekannt |
Baujahr | unbekannt |
Abmessung Laderaum | ? |
Fahrzeuglänge | 3170 mm |
Achsstand | 800 mm |
Raddurchmesser | ? mm |
Achslager | Rollenlager |
Kupplung | Steckloch für Pilz-Kuppelbolzen im Puffer hinter dem Rahmen |
Puffer | mit Rahmen vernietete Eisenpuffer |
Bremse | Spindel-Handbremse |
Rahmen | längs geteilter mit Puffern vernieteter Rahmen aus U145x60, Kopf korbbogenförmig. |
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Fahrzeuggeschichte
Der Wagen ist die letzte vorhandene gebremste Torflore des Torfwerks Carl Hornung in Quickborn. Gebremste Wagen wurden nur für die Strecke vom Torfwerk zum Quickborner Bahnhof benötigt, wo der Torf in Normalspurwagen umgeladen wurde. Die Torfbahn kreuzte am Quickborner Ortsrand die vor Eröffnung der Autobahn sehr stark befahrene B4. Die Torfverladung befand sich im nördlich des Bahnhofs gelegenen Gleisbogen, etwa auf Höhe des heutigen Kehrgleises. Die Strecke wurde Mitte der 1960er Jahre abgebaut. Die Überreste des Wagens wurden im Oktober 1991 ins Aumühler Eisenbahnmuseum verbracht. Vorhanden war nur noch der Rahmen mit den Kastensäulen und wenigen Fragmenten der Bremse, es fanden sich im Torfwerk aber auch noch eiserne Beschlagteile von hölzernen Aufbauten. Die Torfbahn ins Himmelmoor existiert auch 2012 noch, verwendet aber nur noch Eigenbau-Loren, die wohl unter Verwendung alter Radsätze entstanden. Das Ende ist aber absehbar, spätestens 2020 soll der Torfabbau im Himmelmoor enden. Schon heute wird bis zu 80% des Torfs per LKW aus dem östlichen Ausland zugeliefert, was die Anwohner der durchfahrenen Wohnstraßen zu Protesten veranlasst. Die Suche nach geschichtlichen Daten zu Torfwerk und Bahn war bislang erfolglos, so dass auch zur Torflore nichts weiteres bekannt ist.
2011 wurde unter VVM-Anleitung und Mitarbeit die Restaurierung des Wagens durch 1€-Mitarbeiter begonnen. Radsätze und Achslager kamen aus dem vorhandenen Ersatzteilbestand hinzu. Konstruktionszeichnungen des Wagenkastens wurden anhand von Bildern von ähnlichen Wagen erstellt und mit neu beschafftem Holz realisiert, wobei noch aus dem Torfwerk stammende Beschlagteile - soweit vorhanden - wieder verwendet wurden. Da der Wagen nur als Schaustück ohne schwere Beladung vorgesehen ist, wurde der stark durch Rostabzehrung geschwächte Obergurt des Rahmens so belassen und nur das ganze Stahlgerippe gründlich entrostet und konserviert. Im Frühjahr 2012 fehlten dann nur noch einige Beschläge zur Befestigung der nicht zu öffnenden Seitenwand, wozu teils die Beschaffung von Neumaterial erforderlich war. Mit Schablonieren der Wagennummer erfolgte am 14.10.2012 der Abschluss der Restaurierung.
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Museale Bedeutung
Torftransport ist auch im 2. Jahrzehnt des 21. Jh. oft eine verbliebene Aufgabe von Feldbahnen, da Radfahrzeuge für den kaum tragfähigen Moorboden wenig brauchbar sind. Umweltschutz und weitgehende Ausbeutung der Moore lassen ein baldiges Ende des Torfabbaus in Deutschland erwarten, womit dann auch diese Feldbahnen der Vergangenheit angehören werden. Gerade in Norddeutschland waren Torfbahnen weit verbreitet und lange in Betrieb, so dass Torfwagen wichtige museale Bedeutung zukommt.
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Weitere Bilder
Ebenfalls vom Handbremsende die aufklappbare Seite von Torflore 18. Typisch ist die nur einseitig vorhandene Entlademöglichkeit mittels oben gelagerter aufklappbarer Seitenwand. Bei den älteren Bauarten mussten die unten liegenden beidseitigen Riegel manuell geöffnet und nach Entladung wieder geschlossen werden. Foto: © W. Greiffenberger.
Blick auf die Stirnwand mit Handbremsplattform. Die unbrauchbare Bremsspindel musste ersetzt werden und die Bremse teils neu gebaut werden, teils gab es noch Teile im Ersatzteillager. Auch die für den hohen Rahmen erforderlichen langen Pilz-Kuppelbolzen fanden sich noch im Ersatzteilbestand. Die Farbe der Wagennummern ist noch nicht getrocknet, als die "Fabrikfotos" am 14.10.2012 entstanden. Foto: © W. Greiffenberger.
Schräger Blick auf das bremslose Ende und die geschlossene Seitenwand. Foto: © W. Greiffenberger.
Bereits am 3.3.2012 war Lore 18 weitgehend fertig, es musste aber noch Material zur Nachfertigung der Befestigungswinkel der festen Seitenwand beschafft werden, von deren Probeeinpassung die auf der Bremsplattform liegende Schraubzwinge zeugt. Das Entladen durch die Seitenklappe erfolgte meist auf einem kurzen seitlich kippbaren Gleisstück, wobei die Räder festhaltende Zangen ein Umkippen der Lore verhindern. Foto: © W. Greiffenberger.
So traurig, wie dieser Bildausschnitt vom 12.4.2003 zeigt, sah die achs-, brems- und kastenlose Torflore 18 bis Ende 2010 aus. Der starke Rostbefall des Rahmens ist kaum zu übersehen. Die beiden seitlichen Löcher im Rahmen kennzeichnen die Aufhängung der "Bremsdreiecke", die bei Feldbahnen aber meist nur aus einem kräftigen U-Profil bestehen. Kaum zu glauben, dass daraus noch ein ansehnliches Museumsstück restaurierbar war. Foto: © W. Greiffenberger.
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