Offener Güterwagen 20
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Am 28. September 1983 waren die Bretter dess O 20 vor Beginn der Aufarbeitung bereits numeriert worden. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | 20 |
Typ | G / O |
Hersteller | Maschinenbau-Gesellschaft Carlsruhe |
Baujahr/Fabriknummer | 1866 / 565 |
Frühere Bahngesellschaft | Badische Staatsbahn / LSE |
Länge | 7030 mm |
Radstand | 3500? mm |
Masse | 5450 kg |
Bremse | Spindel-Handbremse einseitig auf einen Radsatz |
Ladefläche (bzw. Volumen) | ca. 16 m2 |
Zuladung | 10000 kg |
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Fahrzeuggeschichte
Während in Preußen die Verstaatlichung der Bahnen erst vorwiegend auf Drängen des Militärs um 1880 begann, waren die meisten Badischen Bahnen von Anfang an staatlich. 1866 wurde der Wagen als geschlossener Güterwagen dort in Dienst gestellt.
Oftmals griffen Kleinbahnen bereits bei Betriebsaufnahme auf günstig zu habende ältere Staatsbahnfahrzeuge zurück. Mit der Verbreitung von Güterwagen der Verbandsbauart ab 1909 waren bei den Staatsbahnen ältere Güterwagen überzählig, so erwarb die am 14.12.1911 in Betrieb genommene Kleinbahn Lüchow-Schmarsau diesen Wagen zu Betriebsbeginn für ihren internen Verkehr. Auf die Staatsbahn durfte er vermutlich schon damals nicht mehr übergehen.
Wegen seiner geringen Tragfähigkeit und des schlecht erhaltenen Aufbaus baute die Bahn den Wagen 1962 zu einem offenen Bahndienstwagen um. Leider ist kein Bild vor dem Umbau bekannt. Seine einfache Spindel-Handbremse wirkt nur einseitig auf einen Radsatz. Ursprünglich dürfte er eine Art Kutschersitz an der Dachkante einer Stirnfront für den Bremser besessen haben.
Zu seinen Besonderheiten gehört das bis auf Kopfstücke und Langträger hölzerne Untergestell sowie die Radsätze mit unbereiften Hartguss-Vollrädern und zweiteiligen Gleitlagern.
Am 31.3.1969 wurde die Bahnstrecke stillgelegt und nur noch die Anschließer im Bahnhofsbereich Lüchow bedient. Damit entfiel auch weitgehend die Nutzung des Wagens als Bahndienstwagen. 1972 wurde der Wagen zusammen mit Packwagen 951 vom VVM angekauft und nach Aumühle überführt. Dort verschlechterte sich sein Zustand im Freien schnell. Mit seiner Aufarbeitung waren die damit befassten Mitarbeiter überfordert, so dass die Arbeiten nicht fortgeführt wurden.
Zum Schutz vor weiterem Verfall wurde der Wagen auf den ebenfalls stark angegriffenen AKN-Torfwagen X 150 verladen und beide rundum abgeplant. Das wird sicher auch vorerst so bleiben, bis genügend überdachte Gleise zur Verfügung stehen.
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Museale Bedeutung
Als Fahrzeug aus der Anfangszeit der Eisenbahn ist der Wagen sicherlich von historischer Bedeutung. Auch wenn er offenbar aus Baden stammt, gehörte er auch zum Anfangsbestand bei einer norddeutschen Bahn. Viel an historischer Substanz ist allerdings nicht mehr übrig, so ist kein Holzteil mehr verwendbar und auch die Eisenteile sind teils stark abgezehrt. Als offener Bahndienstwagen ist seine Bedeutung eher gering, so dass eigentlich nur ein Neuaufbau als geschlossener Güterwagen sinnvoll wäre, wenn denn die dazu notwendigen Unterlagen noch beschaffbar sein sollten. Dennoch wird es auch dann eher eine Replik unter Verwendung einiger Originalteile sein.
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Weitere Bilder
So sah O 20 am 28. Juni 1972 in Lüchow aus, als eine Besichtigung vor dem Ankauf stattfand. Dahinter der ebenfalls vom VVM übernommene Packwagen 951 aus dem Jahr 1893. Foto: © W. Greiffenberger.
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