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Klappdeckelwagen Berlin 17400
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Klappdeckelwagen "Berlin 17400" am 4. September 2004 im Bahnhof Schönberger Strand. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | ? / 914065 / Bln. 17400 |
Typ | Km nach Mbl. IId4 |
Hersteller | unbekannt |
Baujahr/Fabriknummer | ca. 1904 / ? |
Frühere Bahngesellschaft | KPEV / DRG / DR / ÖBB |
Länge | 6600 mm |
Radstand | 3000 mm |
Masse | 8750 kg |
Bremse | ohne (Leitungswagen) |
Ladefläche (bzw. Volumen) | 14,9 m2 |
Zuladung | 15000 kg |
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Fahrzeuggeschichte
Ab 1892 beschaffte die "Königlich Preußische Eisenbahn Verwaltung" KPEV diese Bauart für nässeempfindliche Schüttgüter. Die Wagen glichen den offenen eisernen Wagen für Kohlentransporte, die man um ein Satteldach mit Ladeklappen ergänzt hatte. Sie wurden vorwiegend für den Kalktransport verwendet und wurden auch "Kalkdeckelwagen" genannt. Ab 1909 entstanden längere Nachfolger mit 20 t Tragkraft als vereinheitlichte "Verbandswagen".
Später setzten sich für Kalktransporte geschlossene Schüttgutwagen durch, deren Behälter trichterförmig mit beidseitigen Entleerungsklappen ausgeführt waren, so dass sie sich mit Öffnen der Klappe auch selbsttätig entleerten. Die Klappdeckelwagen wurden teils zu offenen Kohlenwagen umgebaut, aber auch noch für spezielle Zwecke vorgehalten. Einer davon war die Verwendung als Müllwagen in Betriebsstätten der Bahn, wo die Abfälle in den Wagen gesammelt und die vollen Wagen dann zu bahneigenen Müllkippen zur Entleerung fuhren.
Bei Kriegsende verblieb unser Wagen in Österreich, wo er von Hamburger Eisenbahnfreunden 1984 als "Kehrichtwagen 914065" in St. Pölten entdeckt wurde. Er wurde angekauft und in das Wilhelmsburger Eisenbahnmuseum geholt. Dort folgte die Herrichtung in den ehemaligen preußischen Zustand. Da keine Fahrzeugunterlagen mehr vorhanden waren und auch Spuren am Wagen nicht weiterführten, bleibt die Geschichte des Fahrzeugs selbst unbekannt. Die Bezeichnung als "Berlin 17400" ist nicht authentisch und ist die Wagennummer, wie sie das Musterblatt IId4 3. Aufl. vom 3.6.1904 zeigt.
1985 nahm der Wagen an den 150-Jahr Feiern der deutschen Eisenbahn teil und war sowohl an den Nürnberger Fahrzeugparaden als auch der Fahrzeugschau in Bochum beteiligt. Mit Auflösung des Wilhelmsburger Museums wegen des zugesagten, aber nicht erfolgten Wiederaufbaus nach dem Großbrand 1994 kam der Wagen 2002 als Leihgabe zum Schönberger Strand.
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Museale Bedeutung
Als "Spezialwagen" waren die Klappdeckelwagen zwar in deutlich geringerer Zahl anzutreffen als die allgegenwärtigen normalen offenen und geschlossenen Güterwagen, prägten aber in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. durchaus das Bild der Güterzüge mit. Zudem dokumentiert der Wagen zugleich die häufigeren eisernen Kohlenwagen, die bis auf das Dach mit seinen Klappen identisch waren. Historisch bedeutsam ist auch die durch das hohe spezifische Gewicht des Ladeguts sehr kurze Ausführung des Wagens mit nur 3 m Achsstand - das Minimum des Zulässigen.
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Weitere Bilder
Am 11. April 1987 war der Klappdeckelwagen bei einer Fahrzeugschau im Bahnhof Büchen ausgestellt. Sowas ist dort heute nicht mehr möglich, weil alle nicht täglich genutzten Gleise abgebaut wurden. Foto: © W. Greiffenberger.
Unmittelbar nach dem Titelbild am 4.9.2004 entstand dieses Bild vom anderen Wagenende. Foto: © W. Greiffenberger.
Auch 5 Jahre später, am 20. Juli 2009 zeigt sich der Klappdeckelwagen noch relativ gut erhalten. Die hölzernen Schutzkanten haben aber bereits gelitten. Foto: © W. Greiffenberger.
Auch wenn der Klappdeckelwagen die lange Freiaufstellung relativ gut überstanden hat, zeigt das Bild vom 23. Juli 2012 doch, dass auch er unter Dach besser aufgehoben wäre. Foto: © W. Greiffenberger.
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