Am 4.9.2004 steht Lok 3 am Bf. Schönberger Strand vor der V 200 033 der Hammer Eisenbahnfreunde, die ein Stillager in Kiel kurzerhand zur Mitfahrt im VVM-Museumszug nutzte. Foto: © W. Greiffenberger.

Technische Daten

Fahrzeugnummer	3
Hersteller/Typ	Henschel & Sohn, Kassel / Thühringen
Baujahr/Fabriknummer	1920 / 18038
Länge über Puffer	9200 mm
Achsfolge	C
Achsstand	1600/1400 mm
Raddurchmesser	1100 mm?
Masse	34000 kg
Leistung	350 PS
Kessel	Henschel, 14 bar (13 atü)
Bremse	K-GP m Z, Wurfhebel-Handbremse
Höchstgeschwindigkeit	45 km/h
Beleuchtung	elektrisch
Rahmen	Blechrahmen als Wasserkasten
Steuerung	Heusinger, Hängeeisen, Flachschieber
Vorräte	Wasser 4,25 m³, Kohle 0,5 t

Fahrzeuggeschichte

Die Lokomotive wurde 1920 an das Kaliwerk Wustrow (bei Lüchow) geliefert, und kam nach 1926 zum Kaliwerk Ronnenberg (bei Hannover), wo sie bis 1975 im Einsatz stand. Nach dem Ankauf durch den VVM war sie bis 1980 Zuglok des Museumszuges.

1990/91 wurde sie im Ausbesserungswerk Piła (früher Schneidemühl) betriebsfähig aufgearbeitet, wobei große Teile des Rahmens und des Kessels neu gefertigt werden mussten. Im Laufe des Jahres 1999 konnte eine Fahrwerkshauptuntersuchung durchgeführt werden, für die anstehende Kesselfristuntersuchung wurden keine größeren Probleme vorgefunden, so dass die Lokomotive zur Saison 2000 ab Mitte Juli wieder zur Verfügung stand. Ein im August aufgetretener Schaden am Dampfverteiler (u.a. für die Injektoren) zwang dazu, die Lok wieder außer Betrieb zu nehmen. Die recht aufwändigen Arbeiten (Neubau des Stahlgussteiles) dauerten bis 2002. Nach erneutem Fristablauf ist eine weitere Untersuchung und Inbetriebnahme vorerst nicht absehbar.

Museale Bedeutung

Als ein verstärkter Nachbau der weit verbreiteten preußischen T3, von der wir ein Exemplar in unserem Aumühler Museum zeigen, unterscheidet sie sich von ihrem Vorbild vor allem durch die Heusinger-Steuerung und einen größeren höher gelegenen Kessel. Diese Lok wurde aus einer Serie für Werks- und Kleinbahnen unter dem Typ "Thüringen" von Henschel angeboten. Ähnliche Loks waren bei vielen Werks- und Kleinbahnen vorhanden und prägten jahrzehntelang deren Bild. Die elektrische Ausrüstung war ursprünglich nicht vorhanden, auch die Luftdruckbremse ist eine Nachrüstung, zuvor war nur die Handbremse vorhanden (Wurfhebel mit Ratsche).

Weitere Bilder

Am Nachmittag des 4.9.2004 wartet Lok 3 am Schönberger Strand mit den Wagen 16 und 27 081 auf die Abfahrt als "Dorfexpress" nach Schönberg (Holst). Foto: © W. Greiffenberger.

Im Jahr 2000 versuchte die Deutsche Bahn vergeblich, mit einem ungeeigneten Konzept Dampfzüge zu vermarkten. Am 30. Juli traf Lok 3 dabei am Schönberger Strand auf 86 457 des DB Museums Nürnberg, die Lok wurde 2005 beim Brand ihres heimatlichen Lokschuppens schwer beschädigt. Foto: © W. Greiffenberger.

Nun zeigen wir noch ein paar Bilder aus länger zurückliegender Zeit von Lok 3. Einer der ersten Einsätze beim VVM führte am 10. April 1976 durch den Hamburger Hafen bis nach Finkenwerder. Das Gleisende beim damaligen Hamburger Flugzeugbau lag direkt an der Elbe gegenüber Nienstedten, wo sich Lok 3 beim Umlaufen für die Fotografen aufstellte. In der "Umwelthauptstadt 2011" setzt das heutige Airbus-Werk für Transporte natürlich auf LKW und Flugzeug und das Gleis existiert schon lange nicht mehr, wie auch die ganze Finkenwerder Bahn inzwischen ohne Nutzung ist. Foto: © W. Greiffenberger.

Zweieinhalb Monate später, am 26. Juni 1976, ist Lok 3 der Star des Eröffnungszuges der Schönberger Museumsbahn, der noch durch im Eisenbahnwesen so eher unübliche Sperrmaßnahmen an der Abfahrt gehindert wird, bis alle Reden gehalten sind. Foto: © W. Greiffenberger.

So leer sah es zu Beginn des Museumsbahnbetriebs am Bf. Schönberger Strand aus. In den ersten Betriebsjahren wurden zum Saisonschluss alle Fahrzeuge wieder zurück nach Aumühle überführt. Am 21.August 1976 sind alle Fahrzeuge auf einem Bild zu sehen. Foto: © W. Greiffenberger.

Zum Saisonabschluss am 24. September 1977 gab es wohl erstmals Fahrten bis nach Kiel Süd. Hier nähert sich der Zug dem Haltepunkt Passade. Damals lief oft der belgische Polsterlasse-Abteilwagen im Zug mit. Als umfangreiche Unterhaltungsarbeiten anstanden, wurde er als konzeptionell nicht in ein Museum norddeutscher Bahnen passend an eine andere Museumsbahn abgegeben und die Arbeit lieber in deutsche Fahrzeuge investiert. Foto: © W. Greiffenberger.

Am 26. August 1978 kam der Lübecker Doppelstockwagen im Rahmen einer Sonderfahrt zu Besuch zum Schönberger Strand, er lief auch in einigen Planzügen mit. Lok 3 war natürlich dabei. Foto: © W. Greiffenberger.

Die notwendigen Hauptuntersuchungen mit teils umfangreichen und teuren Ausbesserungsarbeiten erfordern immer wieder mehrjährige Betriebspausen für Lok 3. Hier hat sie am 3. August 1991 nach Verlassen des Bahnhofs Schönberger Strand gerade die Baumrade durchquert und nähert sich der Brücke der Landstraße nach Lütjenburg. Foto: © W. Greiffenberger.