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Durchgangswagen AKN BC3i Nr. 7
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Im Oktober 1969 sehen wir den wohl bereits nicht mehr benötigten VB 3.086, vmtl in Barmstedt. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | 7 / VB 7 / VB 2.081 / VB 3.081 / VB 3.086 / 31 |
Typ | BC3i / C3i / B3i |
Hersteller | HaWa - Hannoversche Waggonbau AG |
Baujahr/Fabriknummer | 1914 / ? |
Frühere Bahngesellschaft | AKN / EBOE |
Länge über Puffer | 14450 mm |
Drehzapfen-/ Achsstand | 8000 mm |
Raddurchmesser | 1000 mm |
Masse | 18300 kg |
Bremse | Kpbr 10", Spindel-Hbr. |
Höchstgeschwindigkeit | 65 km/h |
Beleuchtung | Glühlampen, Generator, Batterie 24V |
Rahmen | genietete Stahlprofile, Langträger NP 235, nicht tragender hölzerner Wagenkasten |
Heizung | Webasto, urspr. Dampf |
Plätze 1/2/3/4.Kl./Steh | -/16/40/-/? |
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Fahrzeuggeschichte
Mit dem stark anwachsenden Fahrgastaufkommen vor dem erste Weltkrieg benötigten auch Kleinbahnen, besonders in Einzugsbereich von Städten,
lange Fahrzeuge mit großer Platzkapazität, die bei dem oft sehr leichten Oberbau zur Vermeidung großer Achslasten meist dreiachsig
ausgeführt wurden. Beschaffte die AKN nach Umwandlung von der Dampftramway zur Kleinbahn ab 1906 zunächst Zweiachser mit 5 Abteilen, so folgten 1914 bis 1916
9 lange Dreiachser von der Hannoverschen Waggonfabrik, die mit 14,5m Gesamtlänge selbst gängige Staatsbahnwagen übertrafen.
Dieser Wagen wurde im Juli 1914 zusammen mit 2 identischen Exemplaren als gemischtklassiger Wagen bei der AKN in Dienst gestellt, wobei die beiden Polsterklasse-Abteile einen Seitengang, die 4 der 3. Klasse einen Mittelgang mit 2+3 Sitzteilung hatten, also 16+40 Sitze. Später - Zeitpunkt unbekannt - wurde er zum reinen 3. Klasse-Wagen umgebaut. Im Rahmen einer Modernisierung - vmtl. kurz nach dem 2. Weltkrieg - wurden die Seitenwände erneuert und dabei die Fenster-/Abteilanordnung den schon ursprünglich rein drittklassigen Wagen angepasst, die Lüftungsrahmen über den Fenstern mit Fensterhebern entfielen zugunsten einfacher Fallfenster mit Alu-Rahmen. Zugleich wurden Wände und Decken mit Hartfaserplatten verkleidet. Bei nun 7 1/2 Abteilen, einem Abort und Sitzteilung 2+3 werden 68 Plätze dritter Klasse
genannt, die auf die Anordnung 9, 5*10, 9 und Abort/Stellfläche im Halbabteil schließen lassen.
Im Rahmen der nach dem zweiten Weltkrieg verstärkten Ablösung von Dampfzügen durch Triebwagen erfolgte wie bei vielen
Kleinbahnen die Umrüstung zum Triebwagenanhänger VB 7 mit fest eingebauten Schlussleuchten und Eigenheizung (Webasto) anstatt der Dampfheizung, später
mit der neuen Nummer VB 2.081. Am 7.12.1964 Abgabe an EBOE als VB 3.081, später 3.086. Zuletzt waren anstelle der Lattenbänke Bussitze eingebaut. Vermutlich 1968 wurde der Wagen abgestellt und konnte 1973 vom VVM ohne Inneneinrichtung übernommen werden. Er diente dann in Aumühle als Filmwagen und wurde 1988 zum Schönberger Strand überführt.
Auf Grund des schlechten Zustandes des hölzernen Wagenkastens sind zur Wiederherstellung umfangreiche Reparaturen des gesamten Kastengerippes erforderlich.
Ein begonnenes ABM-Projekt scheiterte bald an der fehlenden Fachkenntnis des Anleiters, die auch aus dem Kreis der VVM-Mitglieder nicht bereitgestellt werden konnte.
Zur Vermeidung weiterer Schäden ist der Wagen seit Jahren mit Planen abgedeckt.
Im Gegensatz zur Staatsbahn, die noch bis weit in die 1920er Jahre neue Wagen mit Gasbeleuchtung herstellen ließ, begann die AKN bereits vor dem 1. Weltkrieg mit der Einführung der elektrischen Beleuchtung. So ist zu vermuten, dass der Wagen stets elektrische Glühlampen-Beleuchtung hatte. Mit den Erneuerungen um 1906 löste die AKN auch die bisherige Seilzugbremse durch die Hardy-Vakuumbremse ab. Die Einführung der Güterzug-Druckluftbremse Mitte der 1920er Jahre bei der Reichsbahn zwang auch die AKN zur Ausrüstung ihrer in den Staatsbahnpark eingestellten Güterwagen mit dieser Bremse. Um nicht 2 Bremssysteme nebeneinander betreiben zu müssen, wurden alsbald auch die Reisezugwagen der AKN und so auch der Wagen 7 auf Druckluftbremse umgebaut. Der bei einigen der langen Dreiachser ausgeführte Ersatz der Mittelachse durch ein Sprengwerk erfolgte beim Wagen 7 nicht.
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Museale Bedeutung
Insbesondere durch die große Länge weicht der Wagen deutlich von den üblichen Kleinbahnwagen ab, auch auf geschlossene Endbühnen verzichteten viele Kleinbahnen. Auch die mit Seitengang ausgeführte Polsterklasse ist eine Besonderheit, die wie die anderen Merkmale auf die frühe Bedeutung des Vorortverkehrs für die AKN hinweisen. Gerade in seiner Ursprungsform wäre der Wagen daher historisch wertvoll.
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Weitere Bilder
Im Februar 1971 könnte der Standort inzwischen Wakendorf-Götzberg sein. Die Reklame zerbröselt bereits. Foto: © W. Greiffenberger.
Die andere Wagenseite, nun im Mai 1972 vmtl. ebenfalls in Wakendorf. Foto: © W. Greiffenberger.
Am 28.9.1983 dient der Wagen noch in Aumühle als Filmwagen, wie die verdunkelten Fenster verraten. Die Schnaps-Reklame fehlt nun. Foto: © W. Greiffenberger.
Am 15.2.1987 die andere Wagenseite in Aumühle, der Zustand verschlechtert sich deutlich - da hilft weder ein bischen rote Farbe noch der von Museumsbahn-Bürokraten erfundene Nummernplan, der dem Wagen die Nummer 31 zuteilte. Ein Jahr später ging es dann nach Schönberg. Foto: © W. Greiffenberger.
Am 25.2.2004 dann ein nicht ganz einfaches Eindringen in die Ergebnisse der ABM-Maßnahme unter den Planen. Die beuligen Hartfaserplatten der letzten AKN-Modernisierung sind verschwunden und die Reste der Original-Substanz werden sichtbar. Foto: © W. Greiffenberger.
Das von der AKN erneuerte Seitenwandgerippe ist besonders im Bereich der unteren Fensterecken stark fäulnisgeschädigt. Die noch originalen Ober- und Untergurte der Seitenwände weisen ebenfalls Feuchteschäden auf, lassen aber noch erkennen, wo sich die originalen Fenstersäulen einst befanden. Auch die Tragfähigkeit der Dachspriegel ist beeinträchtigt, wie auch ihre Verbindung mit dem Wand-Obergurt. Leider unter Museumsbahnern weit verbreitet ist ein nur schach entwickelter Ordnungssinn, so finden sich auch hier zahlreiche Dinge gelagert, die nichts mit dem Wagen zu tun haben und wohl "nur mal eben" hier die Jahrzehnte überdauern. Foto: © W. Greiffenberger.
Ein eindeutiges Indiz der früheren Saugluftbremse ist diese Umlenkwelle. Wegen der großen erforderlichen Kolbenfläche konnten die Bremszylinder nur senkrecht angeordnet werden und erforderten ein Umlenken der Bremskraft um 90 Grad in die Wagenlängsrichtung. Beim Umbau auf Druckluft schnitt man den Zylinderhebel von der Welle ab und schweißte einen neuen für den nun waagerechten Druckluftzylinder an oder setzte die Kolbenstange direkt an einem der beiden Bremshebel der Welle an. Obwohl die Staatsbahn bereits seit etwa 1917 keine einlösigen Bremsen mehr neu einbaute, erhielt der AKN 7 noch eine solche, möglicherweise aus altbrauchbarem Material. Foto: © W. Greiffenberger.
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