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Wagenkasten OHE BCi 0001
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Quasi in letzter Minute gelang die Bergung des 0001 im Oktober 1973. Wie der Vordergrund dokumentiert, eilt der Abriss der Bahnanlagen in Winsen zugunsten "moderner" Busse. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | 2, 0001 |
Typ | BCi |
Hersteller | HaWa |
Baujahr/Fabriknummer | 1904 / ? |
Frühere Bahngesellschaft | CW, OHE |
Länge über Puffer | 11750 mm |
Drehzapfen-/ Achsstand | 6500 mm |
Raddurchmesser | 1000 mm |
Masse | 13000 kg |
Bremse | 10", Spindel-Hbr. |
Höchstgeschwindigkeit | 80 km/h |
Beleuchtung | urspr. Gaslicht |
Rahmen | genietete Stahlprofile, Langträger NP 235, nicht tragender hölzerner Wagenkasten |
Heizung | urspr. Dampf |
Plätze 1/2/3/4.Kl./Steh | -/8/31/-/? |
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Fahrzeuggeschichte
Nach Muster der KPEV-Nebenbahnwagen zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Wagen 1904 an die Kleinbahn Celle-Wittingen als Nr. 2 geliefert.
Vom KPEV-Muster weichen die größeren Plattformen und die auf 1 Abteil beschränkte Polsterklasse zu Gunsten von 4 Abteilen 3. Kl. ab, die vielleicht nur
als Wechselabteil (Holzbänke mit Polsterauflage) ausgeführt war. Ein Abort war ursprünglich offenbar nicht
vorhanden. Beim Zusammenschluss zahlreicher Kleinbahnen zur Osthannoverschen Eisenbahn 1944/45 erhielt er die Nummer 0001 und führte bald nur noch die 3. Klasse. Durch Triebwageneinsatz etwa 1958 überflüssig geworden, wurden Kasten und Rahmen ohne Laufwerk als Bahnmeisterschuppen in Winsen aufgestellt.
Bei Geländeräumung 1973 konnte er übernommen und beim Feldbahnmuseum Holm-Seppensen gelagert werden. 1979 Verladung auf KSE-Untergestell 125
in Rothenburgsort, 1981 überführt nach Aumühle. Mehr als eine abgeplante Substanzsicherung war bislang aber nicht möglich.
Trotz langjähriger Nutzung als Schuppen sind noch Fragmente der Inneneinrichtung vorhanden, die als Muster für Nachfertigungen dienen könnten. Die Ausführung der noch vorhandenen Reste des Abort-Raumes lassen zweifellos auf eine Nachrüstung schließen. Die Ausführung der noch im Oberlicht vorhandenen Notbremsanlage lässt diese auf etwa den Beginn der 1920 Jahre datieren, ein Hinweis auf die von vielen Kleinbahnen zu dieser Zeit vorgenommene Umstellung der Bremsen von Saugluft auf Druckluft, die auch im Zusammenhang mit der Einführung der Druckluftbremsen im Güterverkehr der Staatsbahn zu sehen ist.
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Museale Bedeutung
In den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts beschaffte die preußische Staatsbahn Nebenbahnwagen fast nur mit flachem Laternendach, Doppelfenstern,
2 oder 3 Achsen und offenen oder geschlossenen Plattformen. Viele Kleinbahnen mieden teure Neukonstruktionen und bestellten gleiche Wagen mit
geringen Abweichungen, so repräsentiert der Wagen eine ganze Generation staatlicher und privater Nebenbahnwagen, von der kaum etwas nachblieb. Er ist der einzige der einst weit verbereiteten Verbundfensterwagen im VVM-Bestand und als Originalfahrzeug einer norddeutschen Kleinbahn auch von lokaler Bedeutung.
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Weitere Bilder
Im August 1972 geht es in Winsen noch beschaulich zu und der Kasten des 0001 macht mit seinem exakt geraden Oberlichtdach einen guten Eindruck. Foto: © W. Greiffenberger.
Auch die andere Wagenseite macht noch einen ordentlichen Eindruck. Foto: © Autor und Datum unbekannt.
Fast seit "Menschengedenken" vegetiert der 0001 am 26.11.2003 nun schon unter Planen dahin, erste Erfahrungen mit einer digitalen Knipskiste verleiten zu einer Expedition in sein Inneres. Blättrige Farbschichten und rostiges Eisen sind zwar unansehnlich, sagen aber wenig über die Substanz aus. Das Oberlichtdach ist innerlich nahezu komplett erhalten und gibt kaum Hinweise auf Feuchtigkeitsschäden. Die vmtl. erst nach dem 2. Weltkrieg von Gas auf elektrisch umgestellte Beleuchtungsanlage ist weitgehend vorhanden. Kurios das im Fahrgastraum nachgerüstete Notbremsventil, trotz Blechkastens dürfte eine Notbremsbetätigung die Fahrgäste nachhaltig erschreckt haben. Rechts unten dann noch ein Wandstück des sicherlich nachgerüsteten Aborts. Foto: © W. Greiffenberger.
Die Verbundfenster sind innenseitig fast komplett erhalten. Man beachte die reich verzierte "Fensterbank". Foto: © W. Greiffenberger.
Auch ein Teil der Originalbänke ist noch vorhanden, lässt aber die halbhohen Zwischenwände vermissen. Die Sicherungsverbindungen zwischen den auf Fensterhöhe deutlich geschwächten Seitenwänden von der letzten Überführung sind noch vorhanden. Foto: © W. Greiffenberger.
Zwischen den Abteilen 3 und 4 war nach den Spuren im Dachbereich einst offenbar eine volle Zwischenwand vorhanden. Eigentümlich die Bauart der Gepäckraufen - eine sonst nirgendwo bekannte Bauart. Rätselhaft auch die Aufteilung des Zwischenwand ganz links. Foto: © W. Greiffenberger.
Zuletzt noch ein Blick in die "Polsterklasse". Die größere Abteilbreite ist offenkundig und das Dach war zweischalig mit Scheindecke ausgeführt, die aber in der Seitenwölbung fehlt. Fehlende Anstrichreste hier dokumentieren, dass die Zweischaligkeit von Anfang an vorhanden war. Insgesamt ist dieser Wagenbereich am schlechtesten erhalten. Foto: © W. Greiffenberger.
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