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Post-Packwagen 36 der BGE


Bild nicht anzeigbar Endlich wieder in Betrieb ist der umfangreich aufgearbeitete AKN 52 ex BGE 36, hier am 23.6.2012 in Schönberg. Ob er bei der AKN jemals so aussah, ist allerdings fraglich. Foto: © W. Greiffenberger.
Technische Daten
Wagennummer36 / 52
TypPwPosti
HerstellerChristoph & Unmack, Niesky
Baujahr/Fabriknummer1939 / ?
Frühere BahngesellschaftBGE / AKN
Länge über Puffer12200 mm
Drehzapfen-/ Achsstand6500 mm
Raddurchmesser1000 mm
Masse15300 kg
BremseKpbr 10", Spindel-Hbr.
Höchstgeschwindigkeit65 km/h
Beleuchtungelektrisch 24V Generator/Akku
Rahmengenietete Stahlprofile, Langträger NP 235 (?), nicht tragender Wagenkasten
HeizungDampf (Postabteil)
Ladefläche25,8 m2
Zuladung7500 kg
Fahrzeuggeschichte
Im Rahmen der schon vor dem 2. Weltkrieg erneut immens angestiegenen Transportleistungen zu/von den Rüstungsbetrieben in Düneberg und Krümmel bei Geesthacht benötigte die Bergedorf - Geesthachter Eisenbahn dringend weitere Fahrzeuge. So wurde auch dringend ein weiterer PwPosti benötigt, der nach dem Vorbild des bereits vor dem ersten Weltkrieg gelieferten PwPosti 35 bestellt wurde. Heraus kam ein bemerkenswertes Unikat, aber auch Unikum. Obwohl die Schweißtechnik bereits lange Standard war, lehnt sich das Untergestell an die genieteten Einheitswagen der Staatsbahn an („Donnerbüchsen”). Das gilt auch für Zug-/Stoßvorrichtung, Laufwerk und den mechanischen Teil der Bremse. Obwohl die Staatsbahn in neuen Reisezugwagen bereits seit 2 Jahrzehnten keine einlösigen Bremsen mehr einbauen ließ, erhielt der ziemlich schwer geratene 36 noch eine einlösige 10" Kpbr. Der Wagenkasten und die sonstige Ausrüstung glichen weitgehend dem Wagen 35 und seiner Güterwagenbauart. Sogar anarchronistische durchlaufende Trittbretter wurden vmtl. letztmalig an einem neuen deutschen Reisezugwagen angebracht.

Der drastische Niedergang der BGE nach dem Krieg endete 1952 mit der Einstellung des Personenverkehrs und Reduzierung des Güterverkehrs auf einen Restbetrieb. Der Fahrzeugpark wurde überwiegend abgestoßen und gelangte oft an Schrotthändler. Einige altbrauchbare Fahrzeuge wurden auch an die Altona - Kaltenkirchen - Neumünster Eisenbahn abgegeben, wo aber auch nur wenige wieder in Betrieb kamen und ältere AKN-Wagen ersetzten, die meisten wurden noch 1953 verkauft, weitere folgten bald.

Auch der 36 kam zur AKN, eine offizielle Übergabe soll aber erst zum 1.1.1956 stattgefunden haben. Dort bekam er in Zweitbesetzung die Nummer 52. Ob und wann er bei der AKN tatsächlich im Einsatz stand, ist offen. Betriebsbilder sind uns keine bekannt. Spätestens mit Aufgabe des Bahnhofs Altona AKN 1962 war der Betrieb der AKN komplett auf Triebwagen umgestellt und es wurden keine Reisezugwagen mehr benötigt. In den 1960ern war der Wagen in stark heruntergekommenem Zustand als Bahnhofswagen in Kaltenkirchen zu sehen. Offenbar hatten seit Indienststellung so gut wie keine Instandhaltungsarbeiten stattgefunden.

Zum 30.7.1973 ging er auf den VVM über und kam zunächst nach Aumühle. Dringend für den Museumszugbetrieb erwünscht, konnte er dort bis 1979 aber nur eine äußere optische Überarbeitung erfahren. Auch die HU zur Inbetriebnahme in Schönberg beschränkte sich auf das Unvermeidbare. So blieb er über 2 Untersuchungsperioden im Einsatz und diente neben dem Fahrradtransport als provisorischer Verkaufswagen für Publikationen und/oder Getränke und kleine Speisen, bis der Zustand Mitte der 1990er Jahre keine HU ohne umfangreiche Arbeiten mehr zuließ. Diese begannen zwar alsbald, mussten aber immer wieder auch länger wegen dringenderer Arbeiten unterbrochen werden und zogen sich schließlich bis 2012 hin. Seitdem steht der Wagen wieder im Museumszugeinsatz.
Museale Bedeutung
Pack- und gemischte Pack-/Postwagen in Güterwagenbauart waren eine typische Erscheinung bei Klein- und Nebenbahnen. Die preußische Staatsbahn und auch die Reichsbahn beschaffte für Reisezüge nur Pack- und gemischte Pack-/Postwagen in an die Reisezugwagen angelehnter Bauart. Lediglich die kurzen Güterzugpackwagen beschafften die Staatsbahnen in Güterwagenbauart, diese aber in großer Zahl. Die Kleinbahnen hatten meist keine speziellen Güterzugpackwagen und bedienten ihre Strecken oft mit gemischten Zügen für Personen- und Güterverkehr. Trotz seines späten Baujahres repräsentiert Wagen 36 diese typische Kleinbahnwagen-Bauart sehr gut, sodass auf eine Rekonstruktion des als Kantinenwagen genutzten, ursprünglich ähnlichen EBOE 22 verzichtet werden kann.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Letztmalig am 10.6.1979 wurde der VVM-Museumszug zu Saisonbeginn von Aumühle zum Schönberger Strand überführt. Fortan blieben die Fahrzeuge dauerhaft dort. Auch der nur äußerlich überarbeitete 36 war dabei und ist hier während der Mittagspause auf dem schon damals nicht mehr planmäßig befahrenen Lütjenburger Gleis im Bahnhof Malente-Gremsmühlen zu sehen. Für eine Beschriftung hatte die Zeit nicht mehr gereicht, auch fehlten Unterlagen oder gesicherte Spuren dazu. Deutlich erkennt man, dass der Wagen zuvor zwei Batteriekästen besaß, vom zweiten ist nur noch die eiserne Halterung vorhanden. Welchem Zweck dies diente, ist uns nicht bekannt. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Und der Wagen nochmals aus anderem Blickwinkel. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Wagen 36 am 14.9.1986 im Museumszugeinsatz am Schönberger Strand, noch immer ohne Anschriften. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Am 25.2.2004 fing die noch fast neue Digitalkamera auch Detailansichten des 36 ein, der nun schon 8 Jahre abgestellt ist. Spuren angefangener Aufarbeitung vermischen sich mit erneutem Verfall. Statt sauren Regens, der dies eindämmte, gibt es nun verstärkten Algen- und Moosbewuchs, beides ungut für Museumsfahrzeuge. Interessant die noch hochgeführte Bremsluftleitung, wie es anfangs bei Güterwagen üblich war. Bemerkenswert auch der gekröpfte Griff des Lufthahnes und die noch vorhandene Notkupplung. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Blick auf ein Laufwerk: Federböcke, Schakengehänge, Scheibenräder, DWV-Achsbuchsen und Bremsgehänge, alles wie bei den Reichsbahn Einheitswagen der späten 1920er Jahre. Lediglich bei den Pressblech-Achsgabeln griff man in Niesky in die Kiste mit der durch eine Sicke verstärkten Version der laufenden Güterwagenproduktion. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Beim voll ausgelastet 23 t schweren Wagen reicht die sonst bei Zweiachsern übliche 8 Zoll Bremse nicht aus. Die 10 Zoll Version gibt es nur mit separatem Hilfsluftbehälter und Bremszylinder. Trotz des starken Güterverkehrs der BGE fehlt ein G-P-Wechsel, der 36 war wohl auch vorwiegend für die Arbeiterzüge vorgesehen. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Blick auf den Bremszylinder, die beidseitigen Bremshebel und die Luftleitung zum Steuerventil. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Der D62-Generator dürfte eine VVM-Zutat sein. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Mit einem etwas anderen Blickwinkel als beim Titelbild schließt sich der Kreis. Foto: © W. Greiffenberger.