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Dreiachsiger Abteilwagen 4. Kl. mit 2 Aborten D3pr04 (Mbl. Ib11)
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Frisch in Aumühle angekommen und auf ein freies, für den Wagenkasten allerdings zu kurzes Untergestell umgeladen ist am 8.9.1990 der Kasten des 4. Kl. Abteilwagens. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer Untergestell / Wagenkasten | 505023 25267-7 / 524-709 |
Typ | D3pr04 / Mbl. Ib11, Untergestell Mbl. Bh 3 |
Hersteller | Untergestell Beuchelt, Kasten unbekannt. |
Baujahr/Fabriknummer | Untergestell 1902/? Kasten unbekannt. |
Frühere Bahngesellschaft | KPEV, DRG, DR |
Länge über Puffer | 12200 mm |
Drehzapfen-/ Achsstand | 7500 mm |
Raddurchmesser | 1000 mm |
Masse | ? kg |
Bremse | Wpbr 8", Spindel-Hbr, Hebellängen richtig? |
Höchstgeschwindigkeit | 90 km/h |
Beleuchtung | urspr. Gaslicht |
Rahmen | genietete Stahlprofile, Langträger NP 235, nicht tragender Wagenkasten |
Heizung | urspr. Dampf Nuhz |
Plätze 1/2/3/4.Kl./Steh | -/-/-/26/? |
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Fahrzeuggeschichte
Mit 10300 zwischen 1904 und 1922 gebauten Exemplaren ist der dreiachsige 4. Kl. Abteilwagen der zweitmeist gebaute deutsche Reisezugwagen, von denen kein einziger in Deutschland als ganzes erhalten blieb. Mit dem Musterblatt Ib11 von 1904 erreichte er bereits seine endgültige Bauform, mehrere Neuauflagen des Blatts brachten dann nur noch Detailveränderungen durch die Weiterentwicklung der Technik, wie es sie über die Jahre bei allen Bauarten gab. Während es bei seinen Verwandten der höheren Klassen noch um 1908 zu einer Grundrissüberarbeitung mit Verlängerung des Wagens kam, war für die 4. Kl. bereits 1904 die endgültige Raumaufteilung gefunden.
Die Beschaffung eines solchen Fahrzeugs war jahrzehntelang von Misserfolgen gekennzeichnet. Bereits 1974 fand ein VVM-Mitarbeiter in München bei einem Schrotthändler ein zwar zum Bahndienstwagen umgebautes, aber ansonsten noch recht gut erhaltenes Exemplar und nahm auch sogleich Verhandlungen mit dem Schrotthändler auf, aber kurz vor deren erfolgreichem Abschluss war der Wagen aus unbekannten Gründen zerlegt worden. Weitere Wagen in Westdeutschland wurden dann trotz ständiger Aufmerksamkeit nicht mehr gefunden.
Erst bei einer ersten organisierten Eisenbahnfreunde-Reise nach Polen 1975 berichteten Reiseteilnehmer, es gäbe noch vereinzelt pr. Abteilwagen im Betriebseinsatz. Allerdings wurde nicht bekannt, wo und auch während der ganzen Reise wurde keiner gesichtet. Erst bei einer weiteren Reise 1976 gab es eine Ortsangabe und bei einem Abstecher dorthin wurde in Inowrocław/Hohensalza ein ganzer Abteilwagenzug gesichtet, der auch einen der ehem. 4. Kl. beinhaltete und dessen Wagennummer notiert werden konnte.
Umgehend wurde Kontakt zum zuständigen Warschauer Eisenbahnmuseum aufgenommen, das uns auch mehrfach Wagen anbot, die aber entweder anderer Bauart waren oder deren Zustand so schlecht war, dass eine Übernahme nicht sinnvoll erschien. Zu den genannten Wagennummern konnte auch das Museum offenbar bei der Staatsbahn PKP keinerlei Informationen bekommen. Mehrere Besichtigungsreisen nach Polen führten aber dazu, dass völlig unerwartet ein noch komplett in brauchbarem Zustand erhaltener Polsterklasse-Wagen auftauchte, der auch umgehend angekauft wurde. Nur ein Exemplar der 4. Kl. konnte auch dort nicht beschafft werden, es wurde dort aber einer aufbewahrt und zum Eisenbahnjubiläum 1995 restauriert, allerdings in einen völlig unhistorischen frei erfundenen Zustand.
Durch einen Hinweis eines anderen Eisenbahnfreundes wurden wir in den 1980er Jahren auf einen ausgedienten DR-Bahndienstwagen in Walschleben bei Erfurt aufmerksam, der auch bei nächster Gelegenheit in Augenschein genommen wurde und wegen teils fehlender Dachdecke bereits erhebliche Feuchteschäden aufwies. Er gehörte einer weniger verbreiteten Vorgängerbauart des Mbl. Ib11 noch mit der niedrigeren alten Dachform an. Eine Kaufanfrage wurde negativ beschieden, der Wagen sollte an Eisenbahnfreunde in der DDR gehen, sein Verbleib ist uns nicht bekannt.
Mit den Misserfolgen trotz umfangreicher Erkundungsreisen und ordnerfüllender Korrespondenz fiel das Augenmerk allmählich auf in der DDR noch mehrfach vorhandene Wagenkästen, zu denen vielleicht ein Rekowagen-Untergestell wieder herrichtbar wäre. Zu DDR-Zeiten bot die Außenhandelsorganisation INTRAC aber allenfalls ganze Fahrzeuge, aber nicht Wagenkästen und Fahrgestelle an. Erst mit dem Fall der Mauer war zu erwarten, dass sowohl die letzten Rekowagen als auch herumstehende Wagenkästen bald der Entsorgung zugeführt werden würden, so kam es dann auch, so dass schnelles Handeln erforderlich wurde.
Die nähere Beschau mehrerer Wagenkästen war aber ernüchternd, überwiegend waren bereits schwere Schäden des Kastengerippes durch eindringende Nässe erkennbar. Trotz seines schäbigen Aussehens erschien ein ziemlich unzugängliches Exemplar in der Einfahrt des Rangierbahnhofs Chemnitz-Hilbersdorf als geeignet, eine Bergung inmitten dicht befahrener elektrifizierter Gleise aber schwierig. Leider ist er im inneren völlig leer. Ein erster Kontakt zum dortigen Bahnhofschef im Frühjahr 1990 brachte gleich eine Lösung: Der Kasten werde nicht mehr gebraucht und solle weg. Zudem ständen Bauarbeiten mit einem Weichenkran und Gleissperrungen an, im Rahmen derer auch der Kasten verladen werden könne. Gegen ein Handgeld für die Mehrarbeit der Gleisbauer würde er das schon hinbekommen, und so geschah es. Für ein bares Handgeld von 200 DM und die Frachtkosten kam der Wagenkasten im September 1990 nach Aumühle, wo er auf einem leider 40 cm zu kurzen vorhandenen Untergestell „geparkt” wurde.
Aus anderen abgängigen Wagenkästen wurden in Folge diverse Teile geborgen: U. a. Innenausstattungsteile des Oberlichts in Hagenow Land, die kompletten Abortwände und weitere Teile in Seehausen bei Wittenberge sowie die komplette Notbremsanlage und weitere Details des Oberlichtdachs aus Dresden-Klotzsche. Ein vom Umbau- und Erhaltungszustand relativ geeignet erscheinendes Untergestell eines Reko-Wagens wurde ebenfalls angekauft, wurde in Aumühle aber bald zum Lagern anderer Wagenfragmente genutzt. Zu den Ursprüngen von Wagenkasten und Untergestell gibt es bislang noch keine Erkenntnisse und Finanzierung und Bau von Dächern sind zunächst noch wichtiger, als ein Großprojekt D3.
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Museale Bedeutung
Die 4. Kl. Wagen nach Musterblatt Ib11 sind von 1904-1922 in etwa 10300 Einheiten beschafft worden und sind damit nach den C3 Wagen nach Blatt Ib9a die am zweithäufigsten
gebaute deutsche Reisezugwagen-Bauart, die kriegsbedingt auch in die
Nachbarländer verschlagen, über 70 Jahre im Personenzugdienst stand und einen eisenbahngeschichtlichen Ehrenplatz verdient hätten. Auch in Norddeutschland waren diese Fahrzeuge allenthalben jahrzehntelang in den Abteilwagenzügen anzutreffen und gehörten zum Alltagsbild der Eisenbahn.
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Weitere Bilder
Ein leider etwas unscharfes Bild des Wagenkastens in Chemnitz-Hilbersdorf vom 18.5.1990. Das Mauerwerk links gehört zum großen Brückenstellwerk des Rangierbahnhofs. Inzwischen ist hier von der DB AG alles stillgelegt, größstenteils abgetragen und zu Industriebrachland weiterentwickelt worden. Foto: © W. Greiffenberger.
Das Fahrgestell des Schrott-Rekowagens 505023 25267-7 erschien vom Erhaltungs- und Umbauzustand relativ gut geeignet, um für einen D3 herrichtbar zu sein. Hier ist der Wagen am 13.8.1991 noch in einem Schrottzug im Bahnhof Buchholz der Bahnstrecke Michendorf - Jüterbog zur Verschrottung im Ausbesserungswerk Potsdam abgestellt zu sehen. In Potsdam wurde dann nur der Wagenkasten verschrottet und das Fahgestell nach Aumühle verkauft und verladen. Hätte man den negativen Verlauf vorher erahnt, wäre es besser gewesen, einen der Wagen mit schlechtem Wagenkasten aus Polen zu beschaffen, womit man zumindest ein originales Fahrgestell gehabt hätte, auf das dann ein besser erhaltener Kasten zu montieren gewesen wäre. Hinterher ist man bekanntlich oft klüger... Foto: © W. Greiffenberger.
Das Fahrgestell dient in Aumühle zur Lagerung anderer Bahn-Fragmente. Hier ein Bild vom 18.9.2004. Foto: © W. Greiffenberger.
Am selben Tag auch ein Bild des abgeplanten Wagenkastens. Obwohl in Aumühle inzwischen 2 Dächer entstanden sind, reicht deren Platz noch nicht zur Unterbringung der D3-Fragmente. Dazu ist ein weiterer Spenden-Kraftakt für ein neues Werkstattgebäude auf dem restlichen überdachbaren Bereich erforderlich. Auch alle bisherigen Aufwände für die D3-Aktivitäten wurden stets als Spende privat finanziert und haben den VVM nicht finanziell belastet. Foto: © W. Greiffenberger.
Im März 2016 zeichnete sich immer deutlicher Konservierungsbedarf an den Langträgern des für den D3 vorgesehenen Untergestells ab. Dazu erschien es sinnvoll, die Reste des angeschweißten Reko-Wagenkastens zu entfernen. Beim ersten Arbeitsgang mit Brennschneiden war Vorsicht geboten, um die Substanz der Langträger nicht zu beschädigen. So blieben noch deutliche Reste der Schweißnähte für den 2. Arbeitsgang, alles vorsichtig mit dem Winkelschleifer entfernen, so dass möglichst keine sichtbaren Spuren mehr verblieben. Das zog sich als Füllarbeit über diverse Wochen hin.
Foto: © W. Greiffenberger.
Parallel gab es eine Foto-Dokumentation des Inneren des Wagenkastens. Die erheblich abblätternde Farbe aus der „Budenzeit” erlaubt einen Eindruck auf die Farbgebung im letzten Betriebszustand. Unklar bleibt, warum am Bremserhausende, von dem innen noch die komplette Dachnische erhalten ist, der Wandbereich lediglich einfach gefaste Bretter statt der eigentlich erwarteten Füllungswand mit 3 Füllungsfeldern aufweist. Grund könnte der beim Entfall des Bremserhauses eingebaute Bremskurbelhasten (ansatzweise am unteren Bildrand erahnbar) sein, der auch Änderungen der Rahmenhölzer innerhalb der Wand erfordert.
Foto: © W. Greiffenberger.
Die typischen Verbundfenster der 4. Kl. Abteilwagen. Die Flacheisen-Rahmenverbinder sind ein Hinweis auf DDR-Nachfertigungen der Fenster. Die Originalfenster hatten Messingwinkel. Die über die Bretter genagelte Verkleidung rechts lässt vermuten, dass der Wagen einst die optional in den Zeichnungen angedeutete Engbestuhlung besaß, deren halbhohe Zwischenwand genau an dieser Stelle in die Seitenwand eingelassen gewesen sein müsste.
Foto: © W. Greiffenberger.
Am Nicht-Handbremsende kommt unter der bis auf kleine Reste entfernten Hartfaserplatten-Verkleidung die originale Füllungswand hervor. Sogar die beiden Abdampfrohre der Dampfheizung sind in den Kastenecken noch vorhanden, die Lochblech-Verkleidung fehlt allerdings.
Foto: © W. Greiffenberger.
Der sich zusehends verschlechternde sehr unansehnliche Zustand der Langträger des Reko-Untergestells war im Sommer 2016 Anlass zu gründlicher Befreiung von Rost und Anstrichresten und Neukonservierung. Dabei wurden auch die zahlreichen Reste des am Untergestell angeschweißten Reko-Wagenkastens vorsichtig weggeschliffen. Zugleich tauchte auch wieder die Frage nach der Herkunft des Untergestells auf. Zwar konnten die meist noch vorhandenen Bohrungen für Kastenstützen und Trittbretthalter vermessen werden, aber sie wollten zunächst zu keiner Wagenzeichnung passen. Das Walzzeichen „Friedenshütte” - im oberschlesischen Beuthen gelegen - könnte ein Hinweis auf einen im Südosten Preußens gelegenen Hersteller sein.
Foto: © W. Greiffenberger.
Die meisten Bohrlöcher in der Langträgern lassen sich leicht zuordnen, ganz links die beiden Bohrungen für eine Wagenkastenstütze, die 3 Löcher daneben gehören zum Gasfüllstutzen, in Bildmitte die beiden Löcher eines Trittbretthalters. Leider sind diese Wagenteile in den Wagen-Musterblättern zwar eingezeichnet, die Positionen aber meist nicht vermaßt. Wozu das offenbar verschlossene Loch weiter rechts diente, ist noch nicht bekannt.
Foto: © W. Greiffenberger.
Hinter dieser Kastenstützenspur folgt die angeschweißte Rahmenverlängerung für den Rekowagen, die wieder durch ein neu zu bauendes genietetes Kopfstück zu ersetzen wäre. Das ursprüngliche Untergestellende deutet die Markierung vor dem „UE” an. In den Gurten am Ende des Original-Langträgers sind noch Nietlöcher der Knotenbleche erkennbar.
Foto: © W. Greiffenberger.
Ende September 2016 wurde auch der Anschriftenspiegel des Wagenkastens freigelegt. Inzwischen hatten wir Kontakt zu einem Berliner Eisenbahnfreund bekommen, der uns aus seinen Unterlagen zu Rekowagen historische Informationen zukommen ließ: Das Untergestell unseres Wagenkastens 524-709 wurde 1960 im RAW Schöneweide für den Rekowagen 23-25 209-9 verwendet, der am 30.12.1990 in Sangerhausen ausgemustert wurde. Hersteller und alte Nummern sind nicht bekannt. Als Baujahr wird 1914 angegeben. Dies kann aber unsicher sein, denn z. B. die noch vorhandenen preußischen Türschlösser sind der Umrüstung auf selbstsichernde Schlösser entgangen, die in Deutschland zwischen den Kriegen so gut wie alle Abteilwagen erfasste, während an ausländische Verwaltungen gelangte Wagen fast immer die pr. Schlösser behielten. Die DDR-Reichsbahn vergab oft Nummern von Kriegsschadwagen gleicher Bauart an nach dem 2. Krieg aufgefundene ausländische, ehemals deutsche Wagen neu - auch um Rückgabeforderungen der ausländischen Bahnen zu erschweren. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass unser Wagenkasten zwischen den Kriegen vielleicht in Polen war. Foto: © W. Greiffenberger.
Zu unserem Untergestell ex Reko 23-25 267-7 erfuhren wir, dass es dem 520-503 nach dem Nummernplan 1958 entstammt, ein 1902 bei Beuchelt in Grünberg/Schlesien gebauter D3 nach Musterblatt Bh 3. Eine vorwiegend für Berlin gebaute Bauart, wie die Stadtbahn- und Vorortwagen ohne Abort. Kasten-/Fahrgestellänge waren mit 10500/10900 mm identisch mit allen anderen 4. Kl. Abteilwagen, die 3 Fahrgasträume waren dafür etwas länger. Die Lage der Trittbretthalter unseres Fahrgestells passt genau zu dem Musterblatt, so dass alle Angaben stimmig sind. Der 1961 ebenfalls im RAW Schöneweide entstandene Rekowagen wurde ebenfalls am 30.12.1990 in Sangerhausen ausgemustert. Leider ahnten wir 1991 noch nicht, dass wahrscheinlich auch das originale Untergestell unseres Wagenkastens im gleichen Schrottwagenzug abgestellt stand, wir es aber nicht erkannt hatten.
W. Diener nennt in seiner Dokumentation des Umnummerungsplanes 1930 für Wagen des Baujahres 1902 nach Blatt Bh 3 folgende 15 DRG-Wagennummern: 48791-796,815-817,962-968. Es kann aber auch nach 1945 bei der DR Ost verbliebene ausländische Wagen nach Blatt Bh 3 gegeben haben.
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