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Schnellzug-Postpackwagen PwPost4ü-28 100003
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Einen eher deprimierenden Anblick bietet der Wagen am 29.3.2014 auf Gleis 1 am Schönberger Strand. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | 100003 / div. andere, siehe Text |
Typ | PwPost4ü-28, Zeichn. Bl 2100(g 25 834b) |
Hersteller | Sächsische Waggonfabrik AG, Werdau, Vertr. 61.5552 |
Baujahr/Fabriknummer | 1928 / ? |
Frühere Bahngesellschaft | DRG / DB |
Länge über Puffer | 22470 mm |
Drehzapfen-/ Achsstand | 15150 / 3600 mm |
Raddurchmesser | 1000 mm |
Masse | 44500 kg |
Bremse | Kksbr, Spindel-Hbr. |
Höchstgeschwindigkeit | 120 km/h |
Beleuchtung | Einh. Dyn. Bel. |
Rahmen | genietete Stahlprofile, mittragender Wagenkasten |
Heizung | Dampf und Ofen |
Ladefläche | 2x18 m2 |
Zuladung | 9500 kg |
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Fahrzeuggeschichte
Vereinigte Post- und Gepäckwagen, vorwiegend Zweiachser, waren einst zahlreich auf Neben- und Kleinbahnen anzutreffen. Auf Hauptbahnen und besonders in Schnellzügen gab es in allen Reisezügen einen Packwagen, in dem stets der Zugführer residierte, vielfach gehörte auch ein Postwagen, der in der Regel zwischen Lokomotive und Packwagen eingestellt wurde, zum Zugbild. Der geringere Bedarf in dünner besiedelten Gebieten veranlasste Reichsbahn und Reichspost 1928/29 zur Beschaffung von 2x10 kombinierten Wagen genieteter Bauart mit Görlitz II schwer Drehgestellen, die die einzigen je beschafften kombinierten Wagen für D-Züge blieben. Die Packwagenhälfte glich bis auf den kleineren Packraum den parallel beschafften 420 reinen Packwagen der Gruppe 28. Da es nicht möglich war, die Wagen immer mit dem Postabteil zur Lokomotive hin einzureihen, musste auch am Postende des Wagens ein Übergang sowie ein Durchgang für Zugführer und Schaffner durch das Postabteil vorgesehen werden, ein Novum bei der sonst strikten Abschottung der Posträume vom restlichen Zug. Die Posthälfte erhielt das bei der Post weiterhin übliche Oberlichtdach. Auffallend ist die große Wagenlänge von 22,47 m, das sind 2,7 m mehr als bei den reinen Packwagen.
Im 1925er Nummernplan war die Gruppe ab 99600 für die Wagen vorgesehen, im 1939er Plan dann 100001 bis 100020.
Bekannt ist die Beheimatung solcher Wagen in der Direktion Altona, auch sollen sie im Nordosten Deutschlands u. a. nach Ostpreußen im Einsatz gestanden haben. Nach dem Krieg verblieben vmtl. 6 Wagen in Westdeutschland und gelangten an die DB. Wie auch bei vielen reinen Packwagen entfernte die DB den Zugführeraufbau und richtete ein neues Zugführerabteil ohne Stufen und mit Übersetzfenstern wie bei den üm-Wagen ein, für das ein schmales festes Fenster entfiel. Der letzte Wagen schied 1976 aus.
Am 5. Mai 1976 wurde der 100003 von der Kieler ISK angekauft und innen zur Nutzung durch eine Modellbahnanlage umgebaut. Zuvor war er mit Einführung der Computernummern zum DPostüe956 508091-43002-7 geworden. Mit Aufgabe der Nutzung durch die Post wurde er zum Düe954 508092-12313-4 und zuletzt zum 508092-43313-7. in einer anderen Unterlage werden die 100004 und 518091-43003-4 genannt und J. Deppmeyer schreibt, dass 100003 und 014 im Nachweis vom 31.12.1941 nicht mehr aufgeführt sind. Was nun richtig ist, wäre noch zu erforschen.
1991 wurde die Modellbahnnutzung aufgegeben und der Wagen zum Schönberger Strand verbracht. Dort dient er als Werkstatt und Lagerraum der Diesel-Mitarbeiter. Mangelnde Unterhaltung hat seinen Zustand im Freien inzwischen nachhaltig verschlechtert, so dass sich Stimmen für seine Abgabe mehren, wobei unklare Eigentumsverhältnisse zu beachten wären.
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Museale Bedeutung
Beim Erscheinen des Wagens am Strandbahnhof waren konzeptionelle Überlegungen im Verein noch wenig entwickelt. Die Betrachtungen des späteren Fahrzeugausschusses ergaben eine nur geringe Punktzahl für den Wagen, da er weitgehend am Thema des Personen-Nah- und Regionalverkehrs vorbeigeht, wo Fernverkehr und Postbeförderung allenfalls eine Nebenrolle spielen können. Als Splittergattung ohne Vorgänger und Nachfolger ist er zwar vielleicht ein ganz interessantes Fahrzeug, geschichtlich aber unbedeutend. Auch der Lösungsansatz eines idealen Museums fand keinen Platz für ihn, da auch stets eine beschränkte Gesamtzahl an Fahrzeugen vorgegeben war, wobei andere Fahrzeuge als repräsentativer und allein durch ihre hohe Anzahl als wichtiger eingestuft wurden. Das langjährige Desinteresse und fehlende Engagement zu seiner Erhaltung machen zuden wenig Hoffnung, dass sich sein Zustand bald verbessern ließe, was zu seiner Erhaltung aber dringend erforderlich wäre.
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Weitere Bilder
So sah der Wagen am 23.6.1976 kurz nach der Übernahme durch die ISK aus. Er steht hier auf den Gütergleisen an der Tram-Schleife Wik, Kanal. Foto: © W. Greiffenberger.
Schon lange dient der Wagen als Werkstatt und Lagerraum der Diesel-Mitarbeiter. Im Vordergrund der ehemalige Packraum, im Hintergrund der Postraum, hier am 25.2.2004. Foto: © W. Greiffenberger.
Blick ins Oberlicht des Postraums, es ist von außen zugeblecht. Foto: © W. Greiffenberger.
Mit einem Blick auf das umgebaute Packwagenende am 23.6.2012 beenden wir diese kleine Bildauswahl. Ein Bild der anderen Wagenseite liegt leider nicht vor. Foto: © W. Greiffenberger.
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