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Preußischer Nebenbahnpackwagen mit Postabteil.


Bild nicht anzeigbar Noch in Wilhelmsburg vor der Überführung nach Aumühle wurde das undichte Dach des Wagens mit Schweißbahn überklebt und der Wagenkasten abgedichtet und neu lackiert. So ist der Wagen am 13.4.2003 in Aumühle zu sehen. Foto: © W. Greiffenberger.
Technische Daten
Wagennummer? / 872 901 / 99-534 67
TypPwPostipr97 / Mbl. IIa5
Hersteller?
Baujahr/Fabriknummer? / ?
Frühere BahngesellschaftKPEV / DRG / DR
Länge über Puffer10250 mm
Drehzapfen-/ Achsstand6000 mm
Raddurchmesser1000 mm
Masse14000 kg
BremseKpbr 8", Spindel-Hbr. (fehlt)
Höchstgeschwindigkeit65 km/h
Beleuchtungurspr. Gaslicht
Rahmengenietete Stahlprofile, Langträger NP 235, nicht tragender Wagenkasten
Heizungurspr. Dampf, jetzt nur noch Dampfleitung
Ladefläche8,2 m2
Zuladung5700 kg
Fahrzeuggeschichte
Bereits um 1891 begann bei der preußischen Staatsbahn die Beschaffung einheitlicher Postpackwagen für Nebenbahnen nach Musterblatt IIa5. Das Blatt wurde mehrfach mit Neuauflagen überarbeitet, die Änderungen waren aber geringfügig, zuletzt wurden die Wagen etwas länger ausgeführt. Bis 1908 wurden etwa 1400 Wagen in Dienst gestellt. Unser Wagen entspricht wahrscheinlich der 2. Auflage der Zeichnung, datiert auf den 23.2.1897, was aber noch nicht abschließend verifiziert wurde. Ab 1908 wurden die Wagen erneut länger, erhielten eine geschlossene Endbühne und eine Schiebetür am Gepäckraum, wie sie bei Güterwagen üblich war, so dass sie sich deutlich von ihren Vorgängern unterschieden.

Die Geschichte unseres Wagens ist weitgehend ungeklärt. Er wurde von den Freunden der Eisenbahn 1992 als bereits abseits vom Gleis stehender Lagerraum in Wustermark vorgefunden und für das Wilhelmsburger Eisenbahnmuseum übernommen. Am Wagen waren noch die DR-Nummern 872-901 und 99-53467 feststellbar, ferner am Untergestell als letzte Hauptuntersuchung der 26.3.1975 im Ausbesserungswerk Potsdam, als letzte Fristung ist 13.1.77 Erf. angeschrieben. Da die Seitenwandbleche nach dem 2. Weltkrieg erneuert wurden und auch der Anstrichaufbau des Untergestells erneuert wurde, besteht kaum Hoffnung, durch Aufdecken alter Anschriften Licht in die Geschichte des Wagens bringen zu können. Die meisten Fahrzeuge des Wilhelmsburger Museums, so auch dieser Wagen, gingen in das Eigentum des heutigen Hamburg-Museums über.

Beim Großbrand des Wilhelmsburger Lokschuppens am 15.10.1994 erlitt der Wagen keine Schäden, da er sich nicht im Lokschuppen befand. Allerdings unterblieben durch den Brand auch jegliche Arbeiten am Fahrzeug. Nachden keine Hoffnung auf einen Wiederaufbau des Museums mehr bestand, wurde der Wagen provisorisch konserviert und mit einem Neuanstrich versehen, bevor er zusammen mit weiteren Fahrzeugen am 17.9.2001 von Wilhelmsburg zum VVM nach Aumühle überführt wurde. Dort konnte er inzwischen als Leihgabe des Hamburg-Museums einen überdachten Stellplatz mit anderen zu einem Nebenbahnzug zusammengestellten Wagen einnehmen.

Durch die letzte Nutzung als Bahndienstwagen und Lagerraum wurde der Wagen stark vereinfacht und umgebaut. So fehlt die Inneneinrichtung völlig und auch äußerlich ist vom Postabteil lediglich ein Fenster an Stelle der Ladetüren verblieben. Selbst die Kastenstützen am Langträger wurden teils versetzt. Eine Aufarbeitung ist derzeit nicht absehbar und ohne zusätzliche engagierte und fachkundige Mitarbeiter kaum denkbar.
Museale Bedeutung
Diese Wagenbauart war jahrzehntelang auf fast allen Nebenbahnen anzutreffen und auch manche Kleinbahn beschaffte gleiche Wagen oder kaufte ältere Exemplare von der Staatsbahn. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die ländliche Postbeförderung bereits teils auf die Straße verlegt, so dass bei etlichen Wagen das Postabteil entfiel und die Wagen als reine Packwagen weiter genutzt wurden. Die jahrelange Hoffnung, ein weniger vereinfachtes und besser erhaltenes solches Fahrzeug zu bekommen, erfüllte sich nie, so dass dieser Wagen die Lücke schließen muss. Mit dem Kleinbahn PwPosti 36 ist aber ein aufgearbeitetes und einsatzfähiges Kleinbahn-Pendent in der Sammlung vorhanden.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Am 10.10.1992 war der Wagen erst kurz zuvor im Wilhelmsburger Eisenbahnmuseum eingetroffen. Bei der späteren provisorischen Dachabdichtung wurden dann auch die 4 noch vorhandenen Luftsauger abgenommen, möglicherweise hatten sie sich auch bereits gelöst. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Am 27.6.2014 sieht der Wagen eigentlich genau so aus, wie auf dem Titelbild 11 Jahre zuvor, nur dass die Bleche schon wieder einen Neuanstrich erforderten und die morschen Fenster noch auf Stabilisierung mittels „Matsche” und Glas anstelle Sperrholzresten sowie dann auch neue Farbe warten. Auch eine nur provisorische Unterhaltung alter Wagen erfordert eine Menge Arbeit. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Und so zeigte sich der Wagen am 27.1.2016. Foto: © W. Greiffenberger.