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Einheits-Durchgangswagen 4. Kl. Di-27 52712 Elberfeld
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Wo sind denn die Bilder? Nichts Aktuelles? Also schnell am 16.2.2016 die Digitalkamera herausgekramt. Schön an dem Wagen sind die komplett vorhandenen Nieten, ohne umfangreiche Schweißflicken. Foto: © W. Greiffenberger.
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Technische Daten
Wagennummer | 52712, 82889 |
Typ | Di-27, Zeichnung Di(424)01.000. |
Hersteller | Killing & Sohn, Hagen/Westf. (?) |
Baujahr/Fabriknummer | 1927 (?) / ? |
Frühere Bahngesellschaft | DRG / DB |
Länge über Puffer | 13920 mm |
Drehzapfen-/ Achsstand | 8500 mm |
Raddurchmesser | 1000 mm |
Masse | 19500 kg |
Bremse | Kkpbr, Spindel-Hbr. |
Höchstgeschwindigkeit | 90 km/h |
Beleuchtung | Glühlampen, Akku, Generator |
Rahmen | genietete Stahlprofile, mittragender Wagenkasten |
Heizung | Dampf |
Plätze 1/2/3/4.Kl./Steh | -/-/-/66/? |
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Fahrzeuggeschichte
Nach dem ersten Weltkrieg ließ die Reichsbahn zum Ausgleich der Kriegsverluste und Waffenstillstandsabgaben zunächst noch bewährte Länderbahnwagen nachbauen, bis die eigenen Einheitswagen konzipiert und konstruiert waren. Es folgten ab 1921 vorwiegend Durchgangswagen 4. Klasse mit offenen Endbühnen nach süddeutschem Vorbild. Ab 1921 wurden 2639 Wagen noch mit Holzkasten und 567 mit Stahlkasten gebaut, dazu bis 1931 3377 ähnliche in 3. und gemischtklassiger Ausführung.
Bis die Waggonfabriken auf die Produktion eiserner Wagen umgestellt waren, wurden bis 1925 noch Wagen mit hölzernem Wagenkasten geliefert, obwohl die eiserne Bauart inzwischen serienreif war. So wurde lediglich ein Viertel der Einheits-Durchgangswagen 4. Kl. als Stahlwagen gebaut. Mit den 440 Wagen Di-27 endete die Produktion von Wagen 4. Kl.. Diese unterlagen bereits dem Ziel des Austauschbaus, also möglichst viele Bestandteile so genau zu fertigen, dass sie ohne Nacharbeit in andere Fahrzeuge gleicher Bauart eingebaut werden konnten.
Bei Abschaffung der 4. Klasse zum 7. Oktober 1928 waren diese Wagen noch nicht alle ausgeliefert und wurden fortan zunächst ohne weitere Änderung lediglich mit 3. Kl. Beschilderung versehen. Erst Anfang der 1930er Jahre wurden zahlreiche Wagen - teils als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme - mit einer 3. Kl. Einrichtung versehen, andere unverändert als „Für Reisende mit Traglasten” bezeichnet. Mit ihren kleinen Fenstern, schlechten Laufeigenschaften und innen extremen Fahrgeräuschen waren die Wagen besonders bei höheren Geschwindigkeiten auf Hauptbahnen als „Donnerbüchsen” bei den Bahnkunden unbeliebt. Auch für diesen, der Direktion Elberfeld zugeteilten Wagen wurde kein Umbau zur 3. Kl. bekannt. Die Wagennummer wechselte mit dem Nummernplan 1930 jedoch von 52712 auf 82889. Vmtl. um 1952 erhielt er die DB-Kunstlederbänke wie die Umbauwagen. Auf welchen Unterlagen erinnerliche Hinweise beruhten, dass der Wagen zeitweilig in roter Farbe für die Verwendung in Triebwagenzügen im Raum Wuppertal gelaufen sein soll, ist bei der Formulierung dieser Zeilen nicht gegenwärtig. Gleiches gilt für den Hersteller Killing, ein Fabrikschild hatte der Wagen bei Ankauf nicht mehr und lt. J. Deppmeyer gehört der Wagen zu 150 von Linke-Hofmann 1927 gebauten Di (Vertrag 61.5403). Auch wann der Wagen zum Bahndienstwagen umgebaut wurde, ist nicht genau bekannt. Letzte Einsatz-Beobachtungen dieser Fahrzeuge in Westdeutschland auf fränkischen Nebenbahnen datieren von etwa 1973.
Als ausgemusterter Bahndienstwagen wurde der Wagen 1984 privat für die VVM-Sammlung angekauft. Bis 1990 erfolgte eine äußerliche Konservierung, wobei insbesondere alle zugeschweißten Fenster mit Teilen aus anderen Wagen wieder eingebaut und alle Teile der Bahndienstwagen-Einrichtung entfernt wurden. Neben gesammelten und teils auch nachgefertigten Teilen für den Wagen wurde er zunehmend Lagerort für Signaltechnik-Teile. Leider verfolgte der Eigentümer seine Aufarbeitungs-Absicht nach etlichen Jahren nicht mehr weiter und überließ das Fahrzeug gegen Erstattung seiner Kosten dem VVM.
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Museale Bedeutung
Einerseits sind die 440 Di-27 die letzte Entwicklungsstufe der 4. Klasse Wagen in Deutschland und somit von musealer Bedeutung, andererseits waren ihre 2639 hölzernen Vorbilder Di-21 allein von der Anzahl her viel prägender und allgegenwärtiger. Zudem sind die Di-27 den nachfolgenden 2388 Ci-28/29/30 konstruktiv nahezu gleich und auch optisch sehr ähnlich, so dass der Ersatz des Di-27 durch einen Di-21 bei Gelegenheit eine denkbare Option wäre, zumal ein Ci-29 ebenfalls vorhanden ist.
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Weiterere Bilder
Der Di-27 am 12.6.1984 in Aumühle. Die Farbspuren am Fenster neben dem Abortfenster könnten ein Indiz auf ein zuvor zugeschweißtes Fenster sein. Foto: © W. Greiffenberger.
Auch am 5. Mai. 1985 befindet sich der Di-27 noch weitgehend im Zustand seiner Übernahme von der DB. Foto: © W. Greiffenberger.
Auch am 15.2.1987 zeigt sich die andere Wagenseite noch weitgehend zugeschweißt, auch ohne weiteres Bild dieser Wagenseite mag man dem Webmaster glauben, dass auch hier schon lange alle Fenster wieder vorhanden sind. Foto: © W. Greiffenberger.
Am 13.4.2003 entstand das erste Digitalbild des Di-27. Kurz zuvor mussten sich 3 Museums-Mitarbeiter unverhofft und zeitaufwändig mit der Beseitigung von „Kunstwerken” ungebetener Künstler fast einen ganzen Tag abquälen - ach, nicht Ihr Hobby? Foto: © W. Greiffenberger.
Auch am 18.9.2004 sind die Spuren des Künstler-Angriffs noch erkennbar. Foto: © W. Greiffenberger.
Wir sind wieder am 16.2.2016 angelangt wie beim Titelbild und zeigen noch ein Bild aus anderer Richtung nun auch wieder ohne Spuren von an Aumühler Museumsfahrzeugen zum Glück seltenen Kunstwerken. Dafür fast am gleichen Standort wie auf dem vorigen Bild, aber nun unter Dach. Foto: © W. Greiffenberger.
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